Vertreter des Regierungspräsidiums Tübingen (RP) und der Stadt Friedrichshafen haben am Montag erörtert, wie die Planungen für das Baugebiet Pfatthaagäcker II in Waltenweiler weitergehen sollen. Ergebnis des "Fledermausgipfels": Bei den Ausgleichsflächen soll nachgebessert werden.
Seit fast drei Jahren basteln die Häfler Stadtplaner am Baugebiet Pfatthaagäcker II. Das Problem: Dort, wo irgendwann knapp 30 Grundstücke erschlossen werden sollen, jagen derzeit noch streng geschützte Fledermäuse zwischen alten Obstbäumen umher – kleine Flattermänner, die so schöne Namen tragen wie großes Mausohr oder Spitzbartfledermaus. So manchen gruselt nicht nur der Anblick der Tierchen, sondern auch der Gedanke daran, welche naturschutzrechtlichen Belange beim Umgang mit ihnen zu beachten sind. Denn bevor das dringend benötigte Baugebiet erschlossen werden kann, müssen die Fledermäuse nämlich irgendwie zum Umzug bewegt werden – weg von der alten Streuobstwiese, hin zu so genannten Ausgleichsflächen. Bei den bislang geplanten Flächen im Norden und Osten von Waltenweiler hatte der Fledermausgutachter offenbar noch Bedenken, ob sie geeignet sind, die Population zu erhalten.
Wie in diesem komplexen Fall Naturschutz und Wohnbauentwicklung in Einklang gebracht werden können, besprachen Vertreter von Stadtverwaltung und Regierungspräsidium am Montag. Ergebnis des Treffens: "Die Stadt Friedrichshafen wird die von ihr bei der Besprechung vorgeschlagenen Maßnahmen zur Vermeidung erheblicher Störungen der Fledermausbestände im geplanten Baugebiet weiter ausarbeiten und bewerten", erklärte ein Sprecher des RP auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Dabei müsse sichergestellt werden, dass "kontinuierlich ausreichende Nahrungsgrundlagen im Umgebungsbereich der Fledermaus-Wochenstuben" vorhanden seien.
Baubürgermeister Stefan Köhler zeigt sich zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wurde. "Die Stadt muss auf Grund der Naturschutzgesetzgebung Maßnahmen zum Schutz der Fledermausbestände im Gebiet Pfatthaagäcker weiter konkretisieren. Ziel muss es sein, neue Jagdgebiete für die Fledermäuse zu etablieren, damit der Fortbestand der Population gesichert werden kann", ließ Köhler wissen. "Die Stadtverwaltung wird mit der Umsetzung dieser Maßnahmen im nächsten Jahr beginnen."
Verzögerungen tun weh
Möglichst zu Beginn des kommenden Jahres soll der Häfler Gemeinderat auch den Entwurfsbeschluss verabschieden – damit wäre die nächste Etappe im Bebauungsplanverfahren geschafft. Wenn danach bei der öffentlichen Auslegung und bei weiteren Prüfungen keine Einwände kommen, könnte der Satzungsbeschluss – das planungsrechtliche Finale – erfolgen. Erfahrungsgemäß können bis dahin aber durchaus sechs Monate ins Land gehen.
Achim Baumeister, Ortsvorsteher von Ettenkirch, schöpft nach dem "Fledermausgipfel" neue Hoffnung. Denn: "Ich hatte schon gewisse Bedenken, dass wir hier gar nichts realisieren können." Er macht sich aber keine Illusionen, dass die weitere Planung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. "Und diese Verzögerung tut uns weh." Baumeister ist der Meinung, dass Kreativität gefragt ist, um in der Ortschaft auch kurzfristig dringend benötigten Wohnraum schaffen zu können – vielleicht auf Privatgrundstücken, vielleicht durch "Abrundungen" an bestehenden Wohngebieten. Der Ortsvorsteher regt zudem an zu prüfen, ob Pfatthaagäcker II in zwei Bauabschnitten erschlossen werden könne – erst die Flächen ohne Bäume, dann jene mit Bäumen.