Im Schloss der Farben in Efrizweiler ziehen bald die ersten Bewohner ein. Das werden Mädchen und junge Frauen sein, die dort mit diagnostizierter Essstörung wieder in den normalen Alltag eingegliedert werden sollen. Der Facharzt für Kinder und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie und Arzt für Suchtmedizin, Dr. Babak Fakoor, hat den Gebäudekomplex erworben und zu einer modernen Therapieeinrichtung umgebaut.
Babak Fakoor hat als leitender Oberarzt in der Luisenklinik Stuttgart gearbeitet, einem Zentrum für Verhaltensmedizin mit Niederlassungen in Bad Dürrheim und Radolfzell. Dort hat er sich um die Behandlung junger Frauen mit Essstörung gekümmert und kennt die Therapieformen, die Diagnosen und das Krankheitsbild, das von Fall zu Fall verschieden ist und vor allem stets andere Ursache hat.
Die Luisenklinik ist dabei eine von mehreren Kliniken, die mit einer 24 Stunden Notfallaufnahme Therapie anbietet. Auffällig sei aber meist, dass nach der Therapie, die zeitlich unterschiedlich lang sein kann, die Wiedereingliederung in den Alltag sehr schwer sein kann. "Menschen mit Essstörung haben in der Regel ganz eigene Verhaltensweisen entwickelt, um mit ihrer Essstörung umzugehen und diese vor allem zu verheimlichen", sagt Fakoor. Diese Verhaltensweisen sind auch nach einer Therapie schwer abzustellen. "In diesen Fällen ist einfach mehr Unterstützung nötig", sagt der Fachmann und berichtet von vielen Rückfällen, die es bei ausbleibender Weiter-Behandlung gebe.
Es gibt bei der diagnostizierter Essstörung oft die Gefahr der Chronifizierung, also die Gefahr, dass die Patientin aus dem Teufelskreis zwischen Krankheit und Therapie nicht ausbrechen kann. Oft finden diese Essstörungen in einer Zeit statt, in der sich die jungen Frauen in einer wichtigen Entwicklungsphase befinden, was die Therapie nicht einfacher macht. So unterschiedlich die Menschen sind, so vielfältig sind die Krankheitsbilder und so different muss die Therapie und die Nachversorgung darauf reagieren. Babak Fakoor hat sich nicht nur diese Nachversorgung vorgenommen.
"Wir sind auch präventiv tätig. Vorträge und Beratungen für Eltern sind fester Bestandteil unseres Angebotes", sagt der Arzt. Auch die Kooperation mit den Kliniken und anderen Nachsorge-Einrichtungen ist Fakoor wichtig. Es gehe um die Patienten und nicht um Bürokratie im Gesundheitssystem. Dass er dieses kritisch sieht, daraus macht der Facharzt keinen Hehl. In seiner Einrichtung gibt es derzeit zehn Plätze, nach der Dachsanierung, die im kommenden Jahr ansteht, werden weitere zehn Plätze zur Verfügung stehen. Das sei aber immer noch viel zu wenig. "Landesweit ist das ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Babak Fakoor. Es gebe in allen Nachsorge-Einrichtungen lange Wartelisten und den Kliniken sei vielfach bewusst, dass Patienten, die sie entlassen, bald wieder auf der Türschwelle stehen würden.
Die Struktur der Klinik
Das Schloss der Farben, das sich damit nicht als Akut-Klinik versteht, sondern ambulant im nachgeordneten Bereich aktiv wird, bietet für die Patientinnen eine Wohn- und Lebenssituation, in der jede Frau ihr Zimmer hat, in der der Schwerpunkt aber auch auf gemeinsames Leben und die Mahlzeiten gelegt wird. Ein großzügiger Aufenthaltsraum und eine große Gemeinschaftsküche bilden den Kern im Erdgeschoss.
Die Zimmer sind alle unterschiedlich eingerichtet, moderne Möbel von der Stange findet man hier nicht. Das Ambiente ist stilprägend für das Schloss der Farben, dessen Name nach einer Hausbesichtigung Bedeutung bekommt. Die Patientinnen, die hier aufgenommen werden, nehmen am ganz normalen Alltag teil.
Schule und Vereine
Da schon Mädchen ab 12 Jahren aufgenommen werden bedeutet dass auch, dass sie zur Schule gehen, Vereine besuchen und am Alltag auch außerhalb der Einrichtung teilnehmen können. Und das ist auch so gewollt. "Die Frauen sollen lernen, im Alltag zurecht zu kommen", sagt Fakoor. Daneben gibt es Angebote wie Gestaltungstherapie im Schloss der Farben selbst.
"Ein wichtiger Teil des Gesamtbehandlungsplanes ist eine aktive und inhaltlich bezogene Freizeitgestaltung, da eine psychische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen oft mit einer Verminderung von Kreativität und Aktivitätsgestaltung einhergeht", erklärt der Arzt. Dazu sind Fachkräfte, Pflegekräfte und Pädagogen im Schloss der Farben beschäftigt. Aktuell läuft eine Stellenausschreibung für eine Diplom-Sozialpädagogin und eine staatlich anerkannte Erzieherin für das Projekt in Efrizweiler. Weitere Infos gibt es unter www.schloss-der-farben.de.
Die Finanzierung
Nach Aufnahme der Kinder und Jugendlichen erfolgt die Abrechnung nach einem festgelegten Tagessatz. Das Angebot versteht sich als medizinische Dienstleistung und finanziert sich privat ohne öffentliche Fördermittel.
Unabhängig vom Versicherungsstatus der Eltern erfolgt die Klärung der Kostenübernahme, vor Aufnahme der Kinder und Jugendlichen in die Wohngruppe durch die Eltern selbst.
Bei gesetzlich und privat Versicherten erfolgt die Finanzierung in der Regel anteilig durch die Eltern selbst, durch die bestehende Versicherung und durch die Jugendhilfe im Rahmen des Jugendhilfegesetzes nach KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz). Bei privatversicherten Klienten hängt der Umfang der Kostenübernahme vom Versicherungsstatus des Klienten ab. Tagessätze werden mit den Kostenträgern direkt verhandelt.
Neben dem Schloss der Farben bereibnt Babak Fakoor in Kluftern eine Praxis. Kontakt und Informationen zum Schloss der Farben gibt es im Internet unter der Adresse