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Moskauer Ballett verzaubert

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Sprunggewaltig, virtuos, ausdrucksstark ist der "Schwanensee", den das Staatliche Russische Ballett Moskau am Montagabend im Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen tanzt. Keine Experimente: Die Inszenierung kommt in nostalgischer Choreografie daher, bezaubert aber dafür mit Anmut und Eleganz.

Seit 28 Jahren gastiert das Staatliche Russische Ballett Moskau mit seinen klassischen Inszenierungen in Deutschland, fast genauso lange steht Friedrichshafen auf dem Tourneeplan. Diesmal also mit "Schwanensee". Heitere Anmut prägt die Ballette, opulent sind Bühnenprospekte und Kostüme, das Märchenhafte zählt. Federnd führen die Herren in der Eingangsszene ihre Damen zum Tanz, geschmeidig gehen die Formationen des Corps de ballet ineinander über. Anders als beim Russischen Klassischen Staatsballett, das vor einem Jahr den Hofnarren und die Bräute gestrichen hatte, darf hier in der Choreografie nach Ivanov und Petipa der Hofnarr (Georgy Sorokin) wieder seine Späße treiben, mit verqueren Sprüngen amüsieren. Hoheitsvoll gibt sich die Königin, märchenhaft edel der Prinz, dessen Augen sehnsuchtsvoll in die Ferne wandern. Elegant und geschmeidig tanzt Dmitry Kotermin den Prinzen, er erweist sich auch in den Pas de deux als eleganter Porteur, der seine Dame scheinbar mit Leichtigkeit führt und in die Höhe hebt. Sprungkräftiger ist Dmitri Zhukov, der im Pas de trois seine Beine weit in die Höhe schwingt.

Es fehlt an Präzision

Noch blickt der Prinz melancholisch in die Ferne, als wie ein Traum das Schwanenmotiv anklingt – für Tschaikowskys Musik wünscht man sich allerdings eine bessere Tonqualität. Sechzehn Schwäne ziehen exakt ihre Bahnen und Kreise, bewacht vom dämonischen Zauberer Rotbart: Mit dramatischen Gesten und Sprüngen umkreist Vladimir Mineev sie. Köstlich gelingt der Tanz der kleinen Schwäne, während die drei großen Schwäne die nötige Präzision vermissen lassen. Hier am See entdeckt der Prinz in der zarten Schwanenkönigin Odette seine große Liebe. Grazil und ausdrucksvoll ist Primaballerina Anna Shcherbakova. Spannend zu erleben ist ihre Verwandlung von Odette, die nach anfänglicher Scheu sich völlig hingibt, zu Rotbarts Kunstgeschöpf Odile, das seine Pas de deux mit dem Prinzen mit kalter Virtuosität tanzt. Graziös setzen sich beim neuerlichen Fest bei Hofe die Bräute ins rechte Licht und werden doch vom Prinzen verschmäht. Eine Augenweide sind die Divertissements: die vitale Mazurka, die Tarantella und der feurige Bolero. Mit Donner und Blitz endet das Fest, als der getäuschte Prinz der Falschen die Heirat verspricht.

Anrührend zeichnet Anna Shcherbakova nach der Rückverwandlung Odettes Verzweiflung über den vermeintlichen Treuebruch des Prinzen. Erlöst schwebt das Paar, als zuletzt Rotbart in dramatischem Kampf unterliegt und die Liebe siegt.


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