Die Ausstellung "Maler und Modell" von Harald F. Müller, die im Herbst wegen Wasserschadens im Kunstverein ausfallen musste, ist am Freitagabend eröffnet worden. "Sie ist durch die Verschiebung noch besser geworden", sagt der Künstler. Bis auf ein Werk, das der Auslöser geworden ist, sind alle Werke erst in diesem Jahr entstanden: Bilder, die aus einem "Zufallsprodukt" entstanden, das ihn beflügelte.
Vieles fließt ein in die Ausstellung, die ganz auf den Raum konzipiert ist. "Malerei, Fotografie und Architektur ist mein Ding", sagtHarald F. Müller. "Ich mache eigentlich zwei Dinge: Als Künstler verbinde ich Fotografie und Malerei, zugleich mache ich Kunst am Bau, Farbkonzepte für Gebäude oder Fassaden." Die Farbkonzeption für die Zeppelin-Universität ist ein lebendiges Beispiel dafür – nur eine Station im "Brückenschlag um den See", den Müller seit vergangenem Jahr vollzogen hat. Von der Sammlung Oskar Reinhart "Am Römerholz" in Winterthur über den Werkhof St. Gallen und das Magazin 4 in Bregenz ist er in Friedrichshafen angekommen.
Schon die Bregenzer Ausstellung "Ciba Noir" habe den Weg angedeutet, den er hier weitergegangen sei. "Ciba" steht für "Cibachrome", ein jetzt nicht mehr erhältliches Fotopapier, auf das man Positivbilder von Dias direkt belichtet hat. Müller schwärmt von den brillanten Farben, die diese Technik geliefert hat. Farben haben ihn seit jeher fasziniert, schon als Student der Malerei, Bildhauerei und Kunstgeschichte sei er mit Tesafilm losgezogen und habe damit Farbpigmente von Häusern oder Grafitti abgezogen und gesammelt: "Gemalt hab ich nie, aber das Material studiert." Über 900 Pigmente hat er seither zusammengetragen.
Blickfang: Kalaschnikow
Auch bei den ausgestellten Werken stand der Farbprozess am Anfang. Blickfang ist das 2,40 mal 2,40 Meter große Bild "Kalaschnikow". Angefangen hat es mit einer Postkarte aus der erfolgreichen Krimiserie "SAS" (Secret Air Service): eine junge Blondine mit Kalaschnikow in der Hand. Beim Druck waren die Farben verrutscht, Magenta hatte sich selbständig gemacht, die Konturen waren verdoppelt – ein Effekt, der den Künstler so faszinierte, dass er das Bild auf 2,40 Meter hochzog. Cibachrome-Fotografien stehen auch im Zentrum der anderen Werke, genauer gesagt "Cuts", Ausschnitte aus Fotografien. Nun kommt die Malerei ins Spiel: Spannend war es für den Künstler, diese Cuts mit einem gemalten Bildhintergrund zu verbinden – ein Hintergrund auf grundierter Bauplatte, der Farben des Bildes aufgreift und in das Weiß der Wand übergeht. Ein weiterer Schritt in der Beschäftigung mit dem Farbprozess waren Bilder, bei denen nur das intensive Rot oder das tiefe Schwarz ausbelichtet ist. Noch weiter gehen zwei Werke, bei denen das Cibachrome-Papier pur im Zentrum steht wie bei den "Fleurs du mal": Das Quadrat sieht braun aus, enthält jedoch noch alle Farben, die beim Ausbelichten hervortreten würden. Damit diese Fotoarbeiten sich vom Bildhintergrund abheben, liegen sie auf einem Bildträger aus Alu-Waben, das Plexiglas darüber bringt zusätzliche Spannungsmomente ein.
Die Ausstellung im Kunstverein läuft bis 3. April. Sie ist mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.