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Junge Leute setzen sich für Flüchtlinge ein

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Die Jugendlichen wissen, was sie wollen: Mehr Toleranz, bessere Integration und stärkeren Zusammenhalt in Europa. Die Internationale Bodenseekonferenz hat 35 Jugendliche im Februar zu Martin Schulz, dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, nach Straßburg geschickt. Sie haben ihm eine Liste ihrer Forderungen übergeben, die sie zusammen mit Flüchtlingen beim Europakonzil zusammengetragen hatten.

Die Teilnehmer stammen alle aus der Vierländerregion Bodensee, auch eine Gruppe aus dem Großraum Friedrichshafen ist nach Straßburg gereist: Die Häfler Fabienne Arnold, Benito Bruno, Mia Keller, Danny Luu und Leon Rolls sowie Ranran Ji aus Meckenbeuren, Lea Noack aus Langenargen und Leonie Wadepohl aus Oberteuringen.

Mehr Schutz für Flüchtlinge

Die Jugendlichen hatten hauptsächlich Forderungen über Integration aufgeschrieben, aber auch Mobilität im Bodenseeraum spielt für sie eine Rolle. Doch sie schauten nicht nur auf ihre eigenen Bedürfnisse: Der 16-jährige Danny Luu aus Friedrichshafen verlangt etwa von der Europäischen Union die Flüchtlinge, die über den Landweg (beispielsweise über Balkanstaaten) einreisen, müssen besser geschützt werden. "Wir können nicht zulassen, dass Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Ist die Landroute gesichert, nehmen viele nicht erst den gefährlichen Weg über das Meer. Zudem können wir auf dem Land leichter kontrollieren, wer einreist", erklärte er seinen Standpunkt. Ranran Ji aus Meckenbeuren stimmt ihm zu. Ihr ist wichtig, dass der Deutschunterricht für Flüchtlinge verstärkt werde, denn sie sieht ihn als Schlüssel zur Integration. Dagegen hat Benito Bruno mit seiner Kleingruppe das Thema Mobilität in der Region behandelt. Sie haben durchgesetzt, dass ein Nachtbus im Bodenseekreis verkehrt: Seit Dezember verkehrt eine Nachtlinie zwischen Überlingen und Kressbronn – vorerst ein Jahr auf Probe.

Alle Forderungen haben die 16- bis 24-Jährigen zusammen mit zehn Flüchtlingen beim Europakonzil erarbeitet, das Anfang November in Konstanz verschiedene Themen auf Kleingruppen aufgeteilt hatte.

Politiker spielt mit Handy

Andreas Kiefer, Generalsekretär im EU-Parlament, nahm die Liste der Jugendlichen entgegen. "Ich fand die Übergabe spannend. Die Politiker waren höflich und freundlich zu uns und es war interessant, hinter die Kulissen der Politik zu sehen", sagte Benito Bruno. Neben der Besichtigung des Parlaments unterhielten sich die Jugendlichen mit Parlamentspräsident Martin Schulz und Andreas Schwab. Die Häfler Jugendlichen waren in der Gruppe, die mit Schwab, Abgeordneter der Region Südbaden, geredet hat und wollten im Gespräch mehr über Menschenrechte herausfinden. "Zwar hat er höflich geantwortet, allerdings hat Herr Schwab oft auf seinem Handy getippt, anstatt auf uns einzugehen. Weil ich direkt neben ihm gesessen habe, habe ich gesehen, dass er Spiele auf dem Gerät gespielt hat", erzählte Benito Bruno von der Begegnung mit dem Abgeordneten. "Wir haben uns nicht ernst genommen gefühlt."

Beeindruckend dagegen waren die Jugendlichen von der Erstaufnahmeeinrichtung Sasbachwalden im Schwarzwald, die sie im Rahmen des Programms besuchten."15-, 16-jährige Jungs sind gleich auf uns zugekommen und wir haben zusammen Tischtennis gespielt. Sie waren nett", erzählte Lu. Zusammen kochten, buken und malten sie. Überhaupt bewegten die Schicksale der Flüchtlinge die Jugendlichen. Ji etwa lernte beim Europakonzil eine junge Irakerin kennen. "Die junge Frau hat Ingenieurswesen studiert, sie war fleißig und begabt. Dann musste sie wegen dem Islamischen Staat nach Deutschland fliehen. Klar würde sie bei uns gerne weiter studieren, aber sie kann nicht, weil in Deutschland ihr Studium nicht anerkannt wird und sie zuerst die Sprache lernen muss", berichtete Ji. "Jeder sollte ihnen helfen", ergänzte Benito Bruno.

Der Wunsch, den Flüchtlingen zu helfen, war auch der Antrieb für die Jugendlichen, beim Europakonzil mitzumachen. "Ich will mithelfen, damit sie sich in Europa willkommen fühlen", sagte Bruno. "Ich will mich einbringen und etwas positiv verändern", erklärte Ranran Ji. Der Kontakt zum Europakonzil entstand durch das Jugendforum Friedrichshafen, in dem Benito Bruno aktiv ist. Per Zufall hatten sie vom Konzil erfahren und sich kurzerhand dafür angemeldet.


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