Rund 40 Häfler Bürger und Vertreter aus Politik und Wirtschaft reisen am Dienstagmorgen ins knapp 6000 Kilometer entfernte Peoria, seit 40 Jahren Partnerstadt von Friedrichshafen. Neben Feierlichkeiten aus Anlass des runden Geburtstags erwartet die Häfler ein Programm vom Baumaschinen-Theater bis zur Cowboy-Party.
"Ich finde das unheimlich bereichernd", sagte Walter Bretzel, seit Jahrzehnten verantwortlich für die Pflege von Städtepartnerschaften der Stadt, am Freitag im SZ-Gespräch. Am Dienstagmorgen um fünf Uhr will er Tickets an gut drei Dutzend Häfler verteilen, die bis zum 8. Mai in der 100000-Einwohner-Stadt im Nordosten der USA bleiben werden.
Dort dürfte es kaum langweilig werden. Neben einer großen Festveranstaltung am Donnerstag zu Ehren der 1976 gegründeten Partnerschaft gibt es ein volles Programm. Im Zentrum dessen immer wieder: Baumaschinen des US-Konzerns Caterpillar.
So werden die Häfler unter anderem eine Demonstrationsschau von bisweilen riesigen Kettenbaggern zu sehen bekommen, die Bretzel liebevoll als Theater für Baumaschinen bezeichnet. Doch es gibt auch Besuche beim Luftsportclub von Peoria, im städtischen St.-Francis-Krankenhaus oder eine Rock’ n’ Roll-Party.
Das einem auf der Reise immer wieder Bagger begegnen werden, kommt allerdings nicht von ungefähr. Denn, was heute als Partnerschaft zweier Städte gefeiert wird, begann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich als Unternehmenspartnerschaft.
Am Anfang war Zeppelin
Der Zeppelin-Konzern suchte damals nach neuen Beschäftigungsfeldern, nachdem der Bau von Zeppelinen erst einmal untersagt war. Wie auch immer es damals - es kursieren verschiedene Geschichten – zum Treffen zwischen Zeppelin- und Caterpillar-Vertretern kam: Seither vertreibt Zeppelin die Maschinen des US-Konzerns mit rund 100000 Mitarbeitern weltweit in weiten Teilen von Europa, Osteuropa und Russland. Erst 1976 wuchs aus dieser Parterschaft des Zeppelin-Stiftungsunternehmens die heutige Städtepartnerschaft.
Sie ist nach Angaben von Walter Bretzel in bestem Zustand. "Die Herzlichkeit, mit der man dort empfangen wird, ist grandios", sagt Bretzel. Knapp 160 Einzel- und Familienmitgliedschaften zählt allein der Häfler Peoria Club – dazu kommen etliche weitere Menschen im "Gegenclub" in den USA, den "Friends of Friedrichshafen". Auf diesen Säulen werden unter anderem regelmäßige Bürgerreisen, Schüleraustausche, Studentenbesuche und vieles mehr angeboten.
Doch längst gibt es eine andere Entwicklung, die zeigt, wie sehr Friedrichshafen und Peoria tatsächlich in Jahrzehnten zusammengewachsen sind. "Vieles läuft heute schon einfach von Bürger zu Bürger. Die brauchen die Stadt als Vermittler gar nicht mehr", sagt Bretzel. Weil auch bei der jetzigen Bürgerreise für jeden Teilnehmer ein Abend in einer US-Gastfamilie geplant ist, dürfteen solcherlei Beziehungen aufs Neue mehr werden.
Chronik der Partnerschaft
1954: Das aus Zeppelin hervorgegangene "Metallwerk Friedrichshafen" sucht nach dem Krieg händeringend nach neuen Geschäftsgrundlagen. Gefunden werden sie in einer Partnerschaft mit Caterpillar in Peoria (USA), deren Baumaschinen erst in Deutschland, später auch in Osteuropa vertrieben werden.
1976: Aus der Konzern- wird eine Städtepartnerschaft. Fortan regelmäßiger Austausch.
1982: Der Peoria-Club in Friedrichshafen wird gegründet. Er hilft, dass sich Menschen aus beiden Städten treffen können.
2016: Die Städtepartnerschaft besteht seit 40 Jahren.