Flüchtlinge im Bodenseekreis: Das Thema Wechsel von den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises in die Anschlussunterbringungen der Städte und Gemeinden wird immer akuter. Anerkennung als Asylbewerber und Überschreiten der Zwei-Jahres-Grenze sind die Gründe. Freilich, "vor allem in den Kommunen außerhalb Friedrichshafen fehlt der dringend benötigte Wohnraum", sagt Karl-Heinz Jaekel. Der Sozialarbeiter und Stellvertretende DRK-Kreisgeschäftsführer ist in Sachen Asyl und Migration seit Jahren für das Rote-Kreuz im Kreis unterwegs.
Der DRK-Kreisverband, der seit Januar 2012 vom Landkreis beauftragt ist, im östlichen Bodenseekreis Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften zu beraten und zu betreuen, hat eine zusätzliche Aufgabe übernommen: die Betreuung von Flüchtlinge in Anschlussunterbringungen. Allerdings nur für Einrichtungen der Stadt Friedrichshafen. Zwei Fachkräfte, nämlich Reinhilde Strauss und Christian Gündisch, beraten und begleiten Flüchtlinge bei allen Fragen und Schritten, die den neuen Lebensalltag betreffen.
Nach Worten von Jaekel entspannt sich die Betreuungssituation in den Not-und Gemeinschaftsunterkünften zwar etwas (durch inzwischen weniger neu ankommende Flüchtlingen), "die Herausforderungen aber bleiben. Große Herausforderungen." Deswegen auch, weil mit der Anerkennung von Flüchtlingen und dem Verstreichen der Zwei-Jahres-Frist (Flüchtlinge dürfen maximal zwei Jahre in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden) das Thema Anschlussunterkunft immer wichtiger werde.
Das Problem: "Die Kommunen können den dringend benötigten Wohnraum nicht anbieten", erklärt Gündisch. Mit einer Ausnahme allerdings: Friedrichshafen. Auch dort sei der private Wohnungsmarkt zwar sehr eng, die Stadt habe aber ihre Wohnungsbaugesellschaft in der Hinterhand. Gündisch. "Ich bin erstaunt, wie viel Wohnraum die Stadt über die SWG zur Verfügung stellen kann." Wo es keinen Wohnraum gibt, bleibt oft nur eine Lösung: "Die Flüchtlinge müssen in ihren Gemeinschaftsunterkünften bleiben", sagt Gündisch.
In den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises (in denen heute überwiegend Syrer, Afghanen und Iraker mit hoher Anerkennungsquote leben) wie in den Anschlussunterkünften gilt: Die heute 16 hauptamtlichen DRK-Betreuer leisten Hilfen, damit sich diese Menschen überhaupt zurecht finden können. Barbara Ludwig, als Fachbereichsleiterin Flüchtlingshilfe für die 270 Flüchtlinge im Häfler Fallenbrunnen zuständig, nennt Beispiele. "Die Menschen kommen mit allen Sorgen und Nöten." Sie kämen, "weil sie Behördenbriefe nicht verstehen, weil sie Zugang zum Gesundheitssystem brauchen, weil sie ihre Kinder nicht selbst zur Schule und Kindergarten anmelden können." Die DRK-Mitarbeiter helfen mit beim "Aufbau einer Tagesstruktur."
Zunächst braucht es Möbel
Dass die Hilfen auch in einer möglichen Anschlussunterbringung weitergehen muss, Reinhilde Strauss und Christian Gündisch wissen ein langes Lied von ihrem Hilfsalltag in Friedrichshafen zu singen. "Damit sie in ihrer in der Regel völlig leeren Wohnung Fuß fassen können", so erzählt Gündisch, "brauchen sie zunächst einmal Möbel." Außer Matratzen bringen sie aus der Gemeinschaftsunterkunft nämlich nichts mit. Eine mobilare Erstausstattung zu besorgen (wozu auch eine Einfachst-Küche gehört) ist vordringliche Aufgabe beim Bezug einer Anschlussunterkunft. Die DRK-Leute engagieren sich auch für diese "Primitivaufgabe".
Sie sei eben auch Teil der Integrationsarbeit rund um Ausbildung, Arbeit und Deutsch lernen, meint Gündisch. Integrationsarbeit, und da verweisen die DRK-Leute, voran Kreisgeschäftsführer Kuon, auf ein inzwischen gut funktionierendes Netzwerk. "Eines, das ohne die ehrenamtlichen Helfer unvorstellbar wäre", erklärt Kuon.