Lärm, Schmutz und eine teilweise gesperrte Straße – vor allem für Anwohner sind Baustellen oftmals nervenaufreibend. Hermine Ozanik und Konrad Retzer haben seit Mitte April die Bauarbeiter vor ihrem Haus. Doch die Anwohner der Reichenberger Straße stört etwas ganz anderes. "Die Stadt lässt uns im Unklaren darüber, ob die Straße vollständig oder nur teilweise geteert wird", sagt Ozanik. "Einen erneuten Flickenteppich" wollen sie und ihre Nachbarn nicht länger vor der Haustüre.
Ozanik und Retzer leben seit mehr als 40 Jahren in der Reichenberger Straße. Baustellen haben sie zu Genüge miterlebt: Beispielsweise Kabelanschlüsse wurden in der Vergangenheit verlegt oder neue Straßenlaternen installiert. Das Ende war immer dasselbe: Zurück blieb eine teilweise neu geteerte Straße. Oder wie es Ozanik beschreibt: "Ein Flickenteppich." Groß war die Sorge der rund 90 Anwohner deshalb, dass bei den aktuellen Bauarbeiten ähnliches passiert. Retzer sagt: "Straße und Bürgersteig werden benutzt, aber bei Schäden nicht von der Stadt repariert."
Aus Sicht der beiden Häfler ist für eine komplette Teerung der Reichenberger Straße jetzt der richtige Zeitpunkt. Denn in den vergangenen Wochen war das Stadtwerk am See in der Sackgasse zugange. Die Mitarbeiter legten Stromanschlüsse unter die Erde, bauten Gasleitungen und Glasfaserkabel ein. In Teilbereichen seien zudem Wasserleitungen erneuert worden, erklärt Stadtwerk-Sprecher Stephan Senftleben. Laut ihm sind die Arbeiten abgeschlossen.
Immer wieder vertröstet
Für die Anwohner blieb bis zu dieser Woche aber unklar, wie es mit der Straße weitergeht. Trotz mehrmaliger Nachfrage, so erzählen Ozanik und Retzer, hätten sie in den vergangenen Wochen keine klare Aussage seitens der Stadtverwaltung erhalten. Retzer sagt: "Wir wurden immer wieder vertröstet."
Auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung sagte Stadtsprecherin Monika Blank: "Nach Straßenbauarbeiten werden üblicherweise die geöffneten Bereiche wieder geschlossen, um wieder einen verkehrssicheren Zustand herzustellen." Bei der Reichenberger Straße habe die Stadtverwaltung aber beschlossen, dass die gesamte Straße einen neuen Asphalt bekommt. Die Kosten dafür betragen 50000 Euro.
Darüber wurden in dieser Woche auch die Anwohner informiert. "Am Dienstag habe ich ein entsprechendes Schreiben erhalten", erzählt Ozanik. Sie sei nach der wochenlangen Hängepartie erleichtert, dass sich die Stadtverwaltung so entschieden habe. Laut dem Schreiben soll Anfang Juli die Teermaschine anrücken. Ozanik sagt: "Alles andere hätten wir auch nicht hingenommen."