Straßenkünstler prägen das Kulturufer. Hinter der Organisation der Shows auf den Straßen steckt ein Regelwerk, dem sich die Straßenkünstler allmorgendlich im Backstagebereich unterwerfen. Sie losen ihre Spielzeiten und -orte aus und brauchen Glück, auftreten zu können. Der Clown Marianus Neyrinck hatte am Mittwoch Glück.
Marianus Neyrinck kommt aus Überlingen, hat in Mainz und Frankfurt seine Ausbildung zum Clown und Schauspieler gemacht und spielt zusammen mit seiner Partnerin Angèle Guérin auf dem Kulturufer als Duo Minuusch. Angèle Guérin tritt außerdem mit einer eigenen Show auf.
In einem abgesperrten Bereich oberhalb des Pavillons trifft Neyrinck sich jeden Morgen mit den anderen Straßenkünstlern. Sie kommen aus vielen Nationen, reisen aus aller Welt zum Kulturufer an.
Klaus Müller, der im Auftrag des Kulturbüros die Organisation der Straßenkünstler-Shows übernommen hat, zieht leere Memory-Karten aus der Kiste, fragt nach Neuankömmlingen und trägt deren Namen auf den Karten ein. Mehr als 70 Namen liegen jetzt im Hut, aus dem später Sabrina Brugger, Azubi beim Kulturbüro, eine Reihenfolge zieht.
Manche gehen leer aus
Mit diesem Losverfahren wird festgelegt, welche Shows am Tag zu sehen sind. Bei einem Andrang wie am Mittwoch kommt es auch vor, dass einige Künstler leer ausgehen. "Wenn ich mal nicht spiele, schaue ich den anderen zu", sagt Marianus Neyrinck. Heute hat er eine Show um 17 Uhr am Gondelhafen reservieren können.
Bei der Verlosung der Spielzeiten muss jeder auf sein Glück hoffen, denn je früher der Zettel mit dem Namen eines Künstlers gezogen wird, desto mehr Möglichkeiten hat er bei der Auswahl an Uhrzeiten für seine Show. So werden die besten Zeiten des Tages, die sogenannten Primetimes, an denen man am meisten verdienen kann, als erstes belegt. Das sind vor allem die späteren Abendvorstellungen.
Wer keine Show bekommen hat, wartet auf den nächsten Tag oder fährt weiter. Als Folge dieses Losverfahrens fehlt manchen Straßenkünstlern das Geld für die nächsten Tage, denn vom Kulturbüro bekommen sie lediglich einen Gutschein für ein Getränk und ein Essen. Oft bitten die Künstler nach ihren Shows um eine Spende in den Hut, ebenso oft heißt es im Publikum: "Das glaube ich nicht, die bekommen doch bestimmt Honorar vom Kulturbüro." Das aber ist falsch. Die Künstler leben ausschließlich von dem, was in ihrem Hut landet.
Marianus Neyrinck hat Glück an diesem Tag. Er spielt am Gondelhafen vor dem Stand der Schwäbischen Zeitung um 17 Uhr und findet eine Menge Zuschauer. Das Duo hat zuvor den Tag auf dem Kulturufer mit Vorbereitungen für ihren Auftritt verbracht. Sie wärmen ihre Handgelenke auf, da das Jonglieren einen großen Teil der Show einnimmt. Für die aufwendige Show müssen die Requisiten vorbereitet werden.
Ein schattiges Plätzchen
Nach seiner Vorstellung ist Marianus Neyrinck mit dem Publikum sehr zufrieden. Er hat sein Publikum mit einem Schattenplatz gelockt. Die Zuschauer hatten ihren Spaß, wo hingegen "wir das Los gezogen haben und in der Sonne spielen mussten", sagt Neyrinck. Bis zum Wochenende werden sie hier sein und wahrscheinlich auch noch am Samstag und Sonntag auftreten.
Die vorherigen Tage verliefen schön, denn er hatte sich eine Auszeit gegönnt, da sie am Wochenende gespielt haben. Der Samstag verlief glücklicherweise mit gutem Wetter. Der Sonntag hingegen ist zur Hälfte ins Wasser gefallen. Das Publikum war trotzdem da, was Marianus Neyrinck ihm hoch anrechnet: "Die Leute kommen trotz schlechten Wetters und wollen was sehen."