Das N.N. Theater hat dem Stummfilmklassiker "Metropolis" von Fritz Lang die Sprache gegeben. Sprachlos war nur das Publikum, das am Ende mit Beifall und Standing Ovations der überwältigenden Aufführung seinen Respekt zeugte. Das Kölner Ensemble hat optisch und darstellerisch den Klassiker in die Moderne gerückt, thematisch aktueller denn je.
In Zeiten der Flüchtlingswellen, der NSA Abhör-Skandale und der Schere zwischen Arm und Reich, die sich immer mehr öffnet, ist es schon fast erschreckend, wie aktuell die Themen Fritz Langs sind, der seinen Film 1921 produzierte. Unterdrückung, Ausbeutung und Überwachung sind die zentralen Elemente von "Metropolis", der verheißungsvollen Stadt in der Raumschiffflüchtlinge eine neue Heimat suchen. "Wir haben das Stück wegen seiner Aktualität gemacht und es darauf zugespitzt", sagt Irene Schwarz, Mitbegründerin des N.N. Theaters.
In der Oberstadt leben die Reichen und Wohlbehüteten im Luxus. Passt jemand nicht ins System wird er in die Unterstadt verbannt. Dort müssen die Arbeiter unter unmenschlichen Bedingungen die Maschinen in Gang halten. Dafür sorgt Alleinherrscher Joh Fredersen (Oliver Schnelker).
Ausgerechnet sein Sohn Freder (Michl Thorbecke) verliebt sich in die Arbeiterin Maria (Aischa Lina Löbbert), die durch alte verborgene Tunnel einen Weg in die Oberstadt gefunden hat. Eine Liebschaft, die der Herrscher nicht zulassen kann. Zusammen mit Erfinder Rotwang (Irene Schwarz) plant er den Bau einer Menschmaschine, die äußerlich Maria gleicht, aber den Willen Joh Freders durchsetzen soll.
In der Unterwelt beginnt die Revolution, denn die Arbeiter haben erkannt, dass sie ähnlich wie der griechische Titan die Welt auf ihren Rücken tragen. Doch letztendlich gewinnt der, der die Mittel dazu hat. Ein ewiger Kreis.
Theater ist eine Kunstform. Kunst darf und muss den Finger in die politischen und gesellschaftlichen Wunden legen. Dem Team und Regisseur Michl Thorbecke ist es gelungen in den Köpfen der Zuschauer faszinierende Bilder zu hinterlassen und emotional zu berühren. Mithilfe von einem ausgefeilten Bühnenbild, mit Worten und Schauspiel haben sie beeindruckt. "Metropolis" ist kein Stück wie der Brandner Kaspar, auch wenn humorvolle Pointen nicht fehlten. Es ist kein Drama, auch wenn sich die Liebesgeschichte um Freder und Maria dramatisch zuspitzt.
Es ist ein sozialkritisches Science-Fiction-Stück, dessen Thematik schon längst in der Gegenwart angekommen ist. Die Darsteller fegen über die Bühne, schlüpfen in Windeseile in unterschiedliche Rollen, machen aus Küchensieben Helme und Raumschiffe, schaffen mittels Nebelanlage und einem Kompressor, der die Bühnenelemente auf- und abfährt, zwei Welten und binden das Publikum mit ein, dessen frenetischer Beifall die Kunst der Darsteller würdigte.
Am 6. und 7. März spielt das N.N. Theater im Bahnhof Fischbach das Stück "Luther – Ich fürchte nichts".