Oberbürgermeister Andreas Brand will das Kulturangebot in Friedrichshafen auf den Prüfstand stellen und neu planen. Das sagte er jüngst im SZ-Gespräch zur Zukunft des Bahnhof Fischbach. Die Kleinkunstbühne im Ortsteil sieht Brand dabei zunächst als Teil eines solchen Plans – ohne Garantien.
"Was wir brauchen, ist ein Kulturkonzept für die ganze Stadt, das man aber auch nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln kann. Wir müssen eine Bestandsaufnahme machen und dazu feststellen: Wer macht was? Und vor allem: Welche Anforderungen und Wünsche hat das Publikum?", sagte Brand zu seinen Überlegungen. Aus Antworten auf diese Fragen wolle er dann Schlüsse ziehen, ohne "der Versuchung zu erliegen, dass wir das Geld, das wir nicht haben, gleich fünfmal auszugeben".
Kein Platz im Fallenbrunnen
Ein Grund für die Überlegungen Brands war offenbar seine Zusage auf der Einwohnerversammlung in Fischbach vor wenigen Wochen, den einst vom Aus bedrohten Bahnhof Fischbach über 2017 hinaus weiterzubetreiben. Damit scheint eine Verlagerung des Betriebs in den Fallenbrunnen, der einmal angedacht war, weitgehend vom Tisch zu sein: "Es gab mal den Plan, im Heizhaus im Fallenbrunnen einen Mensa für alle Bildungseinrichtungen zu machen, mit studentischer Gastronomie am Abend und einem eigenen Platz für Kultur", so Brand. Nun hätten aber die Hochschulen und Schulen am Standort die Gastronomiefrage ohne das Heizhaus gelöst. Zudem habe die Verwaltung auch noch den Auftrag, die Einrichtung eines Vereinshauses am Fallenbrunnen zu prüfen. In dieses Konzept dürfte der Umzug des Bahnhof Fischbach in den Fallenbrunnen kaum passen.
Unabhängig von OB Brand hat sich auch der Programmchef des Kulturbahnhofs in Fischbach, Peter Berchtold, zu den jüngsten Entwicklungen geäußert. Berchtold war bis zur Insolvenz des Betriebs 2014 Besitzer und Betreiber der Kleinkunstbühne. Nach der Rettung des Betriebs durch die Stadt Friedrichshafen verblieb er als Programmchef in Diensten der Stadt im Betrieb. Das will Berchtold nun wohl noch einige Jahre weiter tun: "Wenn nach mir geht, sage ich ja", sagte der 68-Jährige zur SZ. Neben dem Bahnhof Fischbach verantwortet Berchtold auch Teile des Kulturprogramms an fünf weiteren Standorten der Region.
Berchtold begrüßte auch Ankündigungen der Stadtverwaltung, die leerstehende Gastronomie am Kulturbahnhof bis Jahresende neu zu besetzen: "Die Leute fragen danach." Der Bau der neuen Ortsmitte Fischbach sei in dieser Hinsicht sicherlich ein Anreiz für mögliche Pächter, auch tagsüber mit Kunden rechnen zu können. Die neue Ortsmitte berge aber auch Herausforderungen für den Betrieb. Berchtold: "Wenn man mit der Nachbarschaft in Ruhe leben will, ist es mit Parties, die bis drei oder vier morgens gehen, bald vorbei." Die letzte "80er-Party" erwartet Berchtold deshalb für das Jahr 2017, danach schätzt er, dass eher klassisches Kabarett, Theater und Comedy bis viertel nach zehn oder halb elf Uhr abends im Trend liegen werden.
Bei der Stadtverwaltung scheint man die Überlegungen des Bahnhof-Programmchefs derzeit noch ungern zu kommentieren: "Zu konzeptionellen Fragen kann zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort gegeben werden. Natürlich ist das Ziel eine gute Nachbarschaft und ein breites, passendes Kulturangebot", gab OB Brand jetzt bekannt. Auch die Frage, ob künftig Peter Berchtold oder ein Nachfolger die Geschicke im Bahnhof Fischbach leiten, ließ Brand offen: "Da die Konzeption noch nicht steht, kann auch diese Frage heute nicht beantwortet werden."
Selbst bei der Frage, wie lange es den Bahnhof Fischbach grundsätzlich noch geben wird, blieb Brand wieder um Vagen. Während auf der Einwohnerversammlung noch Zeiträume im Bereich mehrerer Jahre ins Gespräch gebracht wurden, hieß es jetzt: "Ich habe ganz bewusst keine genaue Zeitangabe gemacht, wir wollen auf jeden Fall den Kulturbetrieb bis auf Weiteres fortführen. Eine Besitzstandswahrung bis in alle Ewigkeit gab und gibt es ausdrücklich nicht."
Der Kulturbereich im Bahnhof Fischbach soll derzeit vertraglich bis Mitte 2017 genutzt und bespielt und auch darüber hinaus genutzt werden.