Ein Autokorso anlässlich einer türkischen Hochzeit hat am vergangenen Freitag mit einem Polizeieinsatz geendet. Mehrere Häfler hatten wegen Verkehrsverstößen in der Häfler Innenstadt bei der Polizei angerufen. Konsequenz: Bußgeldverfahren.
"Bei türkischen Hochzeiten scheinen Autokorsos zum Brauch zu werden", sagt Polizeisprecher Fritz Bezikofer auf Anfrage der SZ. "Bei Verkehrsverstößen werden wir solchen entgegentreten", heißt es weiter mit Blick auf das, was am Freitagnachmittag in Friedrichshafen passiert ist. Ein SZ-Leser spricht unter anderem von "quietschenden Reifen, Beschleunigungsorgien, Überholvorgängen bei Gegenverkehr, Missachten von roten Ampeln". Fritz Bezikofer berichtet von "mehreren Anrufern, die sich über Verkehrsverstöße beschwerten". Die Polizei habe daraufhin mehrere Streifenwagen losgeschickt, "um die Verstöße zu sanktionieren". Der Korso habe aus rund 30 Fahrzeugen bestanden. Etwa die Hälfte der Autos seien mit türkischen Fahnen auf der Motorhaube oder den Dächern dekoriert gewesen.
Die Polizei hat den Korso am Kreisverkehr in der Ehlersstraße angehalten. Bezikofer: "Als die Polizei das Auto mit dem Brautpaar kontrollieren wollte, sind den Polizeibeamten einige hochaggressive Hochzeitsgäste entgegengetreten.". Grundtenor vorgebrachter Argumente: Man bezahle Steuern, sei in gutem Recht. Die Polizei hätte keine Kontrollbefugnis. Polizeibeamte und weitere Hochzeitsgäste hätten dann aber dazu beigetragen, dass sich die Lage wieder entspannt habe, meint der Polizeisprecher.
Vorausgegangen waren, so erklärten Anrufer bei der Polizei, auch sogenannte Burnouts mit qualmenden Reifen. Sie wurden von dem Korso vorausfahrenden Motorrädern in der Friedrichstraße inszeniert. "Wer schützt uns vor solchen gefährlichen Irren", fragt ein Häfler in einem Schreiben an die SZ (Name ist der Redaktion bekannt). Wie gesagt, die Polizei will solchen Autokorsos mit Verkehrsverstößen entgegentreten. "Letztendlich geht es zwar um Ordnungsstörungen, für die Bevölkerung, die solche erleben müssen, sind diese aber sehr lästig", meint der Polizeisprecher.
Erinnerungen an den EM-Korso
Fritz Bezikofer sieht den Korso vom Freitag auch im Zusammenhang eines Autokorsos im Juli dieses Jahres: Nach dem türkischen 2:0-Sieg im EM-Spiel gegen Tschechien hatten im Häfler Stadtgebiet türkische Fans für Chaos gesorgt. Nach einem zunächst recht harmlos beginnenden Autokorso wurden immer mehr Verkehrsregeln missachtet. Kurz vor Mitternacht blockierten rund 300 feiernde Fans den Kreisverkehr Ehlersstraße/Löwentaler Straße. Dabei wurden etwa 100 Autos von Korsoteilnehmern im und um den Kreisel abgestellt. Nachdem mehrere Fans anfingen, im Kreisverkehr Feuerwerkskörper ("Bengalos") zu zünden, forderte die Polizei zur Beendigung auf.
Die Fans zogen zwar von dannen, kurz darauf wiederholte sich aber die Szenerie am Kreisverkehr beim Bodenseecenter. Trotz polizeilichem Verweis auf die Verkehrsregeln beharrten die Fans auf ihr Recht zu feiern, zu hupen und Fahnen aus dem Fahrzeug zu schwenken. Nur ein kleinerer Teil der Korsoteilnehmer zeigte sich, so damals die Polizei, einsichtig.
An besagtem Abend gingen bei der Polizei 30 Anrufe mit Klagen über Ruhestörungen und Belästigungen ein. "In Autos stehende Fans, ständige Rasereien und gegenseitige Provokation unter den Verkehrsteilnehmern bargen ein hohes Gefahrenpotenzial", erklärte damals die Polizei. Die Folge: etliche Verwarnungen.