Beim zweiten Fischerei-Forum des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg am Samstag sind im Graf-Zeppelin-Haus die Argumente für und wider eine Aquakultur von Bodensee-Felchen aufeinander geprallt. Weil der Bedarf von 700 bis 800 Tonnen Felchen rund um den See aus Erträgen nicht gedeckt werden kann und bis zu 500 Tonnen jährlich importiert werden, stellte Peter Dehus vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Überlegungen zur Aquakultur in den Raum.
Die Probleme der Fischer sind bekannt. Die Felchenerträge sind massiv eingebrochen, und die Qualität war im vergangenen Jahr "miserabel". Dieses Jahr, so Dehus, habe sich die Situation etwas gebessert, nachdem das Hochwasser einen höheren Phosphateitrag mit sich brachte. Bis zum Jahr 2020 werden nach Schätzungen die Patente von 120 auf 80 zurückgehen. Baden-Württemberg strebt eine Reduktion von 42 auf 36 (Voll-) Patente noch in diesem Jahr an. Peter Dehus betonte, generelles Ziel sei, die Berufsfischerei am Bodensee zu erhalten. Und zwar mit Perspektiven. Im Beisein von MdL Klaus Hoher (FDP) versprach er, keine weitere Verringerung der Maschenweiten der Schwebnetze von jetzt 38 Millimeter zu planen.
Der Biologe aus dem Ministerium brach eine Lanze für das hochwertige und gesunde Lebensmittel Fisch, der noch öfter auf den Teller kommen sollte, fragte aber auch, wie er regional vor Ort erzeugt werden könne, wenn die Fangerträge aus dem Bodensee weiter zurück gehen. Seine Meinung: Anstelle von Importen, über deren Herkunft man wenig wisse, sollte die Aufzucht in oder am Bodensee vorgenommen werden.
Er berichtete von einem "weitgehend erprobten Projekt" in Finnland, bei dem die Fischereiforschungsstelle keine Risiken erkennt. Für die Erzeugung von einer Tonne Felchen benötige man 1,5 Tonnen Futter. Durch die Eutrophierung würde sich der Gesamt-Phosphoreintrag von jetzt 1500 Tonnen um 0,2 Prozent erhöhen. "Diese Belastung wäre verschmerzbar", sagte er.
"Ich kann nichts Positives daran erkennen", widersprach ein Fischer, der nach Krankheiten der geimpften Zuchtfische fragte, die sich im See auf die Wildfische übertragen könnten. "Die Aqua-Kultur ist bitter notwendig", widersprach ihm ein Berufskollege. Hier in Deutschland könne man kontrollieren. Was die Importe für eine Vergangenheit haben wisse man nicht.
Zuvor hatte Silvia Göppinger vom "Schwedi" in Langenargen die Bedeutung des Fischfangs am Bodensee hervorgehoben. Gäbe es keinen Fisch mehr aus dem See, kämen weniger Gäste. Bodenseefisch gehöre zur Region wie der Obstbau. Aquakultur ist für sie keine adäquate Lösung, Zuchtfisch könne man überall essen. Den Gästen Fisch aus dem Bodensee anbieten zu können bedeute eine Verpflichtung und gehöre zur Ehrlichkeit.
In der Diskussion meinte eine Teilnehmerin, ein sauberer See sei mehr wert als mehr Bodenseefische. Silvia Göppinger konterte, niemand wolle einen schmutzigen See, aber einen, in dem mehr Nährstoffe für die Fische drin seien.