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Sashas gute Laune ist ansteckend

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Auf der Bühne fühlt er sich pudelwohl: Sasha hat das Publikum im Bahnhof Fischbach von den ersten Takten an im Griff. Er weiß, was er dafür tun muss: Scherzen, schmeicheln und einfach eine gute Show abliefern.

Er ist der gleiche Typ wie Robbie Williams: eine coole Rampensau. Zehn-Tage-Bart, die weißen Hemdsärmel hochgekrempelt und ein Grinsen, das einfach ansteckend ist: So betritt Sasha am Samstagabend die Bühne des Bahnhofs Fischbach. Einfach mal zwei Stunden lang den Kopf ausschalten und einen schönen Abend haben, verspricht er dem Publikum. Und er hält Wort.

Der Popsänger aus Soest hat das Publikum im Griff, er scherzt, er schmeichelt, er fordert Einsatz, er sorgt für Gänsehaut und er versprüht einfach nur für gute Laune. "Am meisten imponiert mich seine Frohnatur. Wenn du ihn siehst, kriegt's du einfach gute Laune", bescheinigt Monika Hock aus Singen dem Sänger. Eigentlich gehöre sie mehr zur AC/DC-Fraktion, sagt sie: "Aber wir haben Sasha vor Jahren auf dem Hohentwiel erlebt und lieben gelernt." Wir – das sind sie und ihr Mann Steffen Hahn. Er hat ihr die Karten für das Konzert in Fischbach geschenkt und findet's "überhaupt nicht schlimm. Ich werde kein Fan, aber die Show war gut."

Schwereloser Gänsehautmoment

Die überschaubare Männerschar im Bahnhof ist in weiblicher Begleitung. Die Vermutung, dass sie wohl alle aus dem gleichen Grund bei Sasha gelandet sind, ist sicher nicht irrig. Sie sind es auch, die ein bisschen länger zum Auftauen brauchen. Aber sie tauen auf: Sashas gutgelauntem Charme und Schabernack kann sich keiner entziehen.

Den Gänsehautmomenten auch nicht: Der Moment ist das Duett "Silver Linings" mit Nichte und Co-Autorin Lynne. Eine dramatische Inszenierung hat Sasha für die Ballade gewählt. Die Scheinwerfer gehen aus, zart angeschlagene Klaviertöne erheben sich, ein einzelner Spot richtet sich auf Sasha. In blaues Licht ist die Bühne getaucht, als Lynne dazustößt. Durch den schwerelosen Raum dringt ihr anrührendes Duett. Die Inszenierung wirkt: Das Publikum ist andächtig verstummt. Ganz hingerissen davon ist auch Meggi Pastorelli. Die Ravensburgerin ist seit den "I feel lonely"-Tagen (1998) Fan. Dennoch: "Mein Lieblingsstück ist derzeit ,Good Days'". Der Song, Nummer zwei auf dem aktuellen Album "The One" und an diesem Abend, klingt vielleicht noch am meisten nach dem frühen Sasha. "The One" ist ein Popalbum mit vielseitigen Klängen: Reggae, Jazz, Rock, Soul. Der Wahl-Hamburger hat sich musikalisch nicht mehr in eine Schublade gepresst. Das bekommt dem Album gut und dem Konzert.

Dick Brave darf auch

Nach Reggae klingt "A Girl like you", Sashas eingängiger Falsettgesang in "The One" ist eine Hommage ans musikalische Vorbild Prince. Ebenso wie die Dance-Beats von "Mad Love", für die der 43-Jährige das Publikum ausdrücklich zum Tanz auffordert: laut oder leise, das ist egal, Hauptsache, seine Anhänger tanzen. Den Gefallen tun sie ihm mit Vergnügen - vorzugsweise leise mit "viel Ausdruck und wenig Movement", wie Sashas Definition von leisem Tanz lautet.

So ein Konzert kommt natürlich nicht ohne die alten Nummern aus, die seinen Ruhm begründet haben, aus. Seinen Song "Coming Home" verbindet Sasha mit einem jazzigen Weihnachtsmedley, bei dem er seine stimmliche Bandbreite ausspielt und Sashas Rockabilly-Alter Ego auch mal raus darf: Ein zappelndes Bein kündigt Sashas anderes Ich an, der Hemdkragen wird hochgeschlagen, der Mundwinkel verzieht sich lässig: Schon ist Dick Brave da, zieht die Töne schwungvoll und verschwindet wieder . Schließlich ist Sasha-Zeit. Rosa Nebelschwaden kündigen jenen Hit an, dem er seinen Durchbruch und seinen Ruf als Schmusesänger verdankt: "If you believe". Den wollen seine Fans 17 Jahre später noch immer hören, wie ihr Gesangseinsatz beweist. Doch Sashas musikalischer Reife entspricht mehr seine entstaubte Version von "I feel lonely": Einfach mal den Weichspüler weglassen bekommt dem Song. Das Rocken macht nicht nur dem Sänger sichtlich Spaß. Wenngleich er in keiner Sekunde den Eindruck erweckt, als würde ihm das Bühnendasein keinen Spaß macht. Gut für jene Konzertgänger, die Sashas - zugegeben platidüdenhaften - Tipp beherzigen, einfach einen schönen Abend zu verbringen, und das Konzert nicht nur durch ihren Smartphone-Bildschirm betrachten auf der Suche nach jenem einen Moment, den sie mit ihren Facebook-Freunden teilen können. Sie haben begriffen: "This is my time".


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