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Fischer beklagen desaströses Fangergebnis

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Was sich seit Jahren mit gewissen Schwankungen abzeichnet, ist auf der Jahreshauptversammlung des Internationalen Bodensee-Fischereiverbands (IBF) am Samstag im Graf-Zeppelin-Haus von den Berufsfischern erneut als großes Problem geschildert worden. Der Vorsitzende der Interessensvertretung, Wolfgang Sigg, sprach von einem "desaströsen Fangergebnis". Im Vorjahresvergleich sind die Fänge um 50 Prozent zurückgegangen.

Mit rund 441 Tonnen zogen die Fischer der Anrainerstaaten 2014 so wenig Fische aus den Netzen wie noch nie. Die bislang bekannten Zahlen bis einschließlich Oktober 2015 lassen noch Schlimmeres befürchten. Wie Wolfgang Sigg berichtete, habe man bei fast allen Fischarten, insbesondere bei den Felchen und Saiblingen, extreme Rückgänge zu verzeichnen. Mögliche Gründe für den erneuten Rückgang, aber auch das extrem schlechte Wachstum der Tiere und letztlich verantwortlich für die Existenzängste der Berufsfischer sind der Mangel an Nährstoffen im Bodensee und das massive Auftreten von Stichlingen, die mit den Felchen um das wenige Plankton konkurrierten. Sigg sprach von einem weltweit unbekannten Phänomen: "So viele Stichlinge im freien Wasser in einem großen, nährstoffarmen See sind ein bislang weltweit nie dagewesenes Naturereignis".

Unter dem Schnitt

Starke Einbußen von 42 Prozent gab es 2014 auch bei den Saiblingen, während sich bei Hecht (11,3 Tonnen, plus 10 Prozent), Seeforelle und Zander (28 Tonnen, plus 13 Prozent) ein Aufwärtstrend abzeichne, der aber immer noch unter dem Zehnjahresmittel liege.

Auch bei den rund 13000 Anglern macht sich Unmut breit: "Unsere Fangstatistik 2014 belegt einen überdurchschnittlichen Rückgang bei den Felchenfängen von über 58 Prozent. Dabei haben 12640 Angelfischer 1,7 Prozent vom Gesamtertrag der Felchen am Bodensee-Obersee gefangen. Bei einem Durchschnittsgewicht von 300 g pro Felchen wurden 2014 von jedem Angelfischer im Schnitt vier Felchen pro Jahr entnommen", berichtete der Sprecher der Bodenseeangler, Karl Geyer.

Wie den stetig zurückgehenden Fangerträgen entgegengesteuert werden könne, darüber streiten sich seit Jahren Politik, Fachexperten und die betroffenen Berufsfischer. Ansätze und Überlegungen wie die Einführung eines Phosphatmanagements, die bereits dieses Jahr beschlossene Reduzierung von Vollpatenten, ein effektives Kormoran-Management oder auch Aquakulturen im Bodensee als nachhaltige Alternativen, seien seitens der IBF Möglichkeiten. Die aber müssten auch umgesetzt werden. Bürgermeister Holger Krezer nannte die Fischerei am See ein jahrhundertealtes Aushängeschild der Region, ein Kulturgut, das es zu erhalten und schützen gelte.

"Es muss etwas für die Bodenseefischerei getan werden", laut Krezer könne es nicht sein, dass man Fische über Tausende Kilometer zum Endverbraucher hin transportiere, nur, weil im Bodensee nichts oder nur wenig mehr zu fangen sei. "Hier stimmt die Ökobilanz sicher nicht", so der Bürgermeister. Heute werde bereits jedes zweite Felchen aus ausländischen Zuchtfarmen importiert.


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