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Berufsschüler und Flüchtlinge werden Freunde

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Schüler der zwölften Jahrgangsstufe der Droste-Hülshoff-Schule in Friedrichshafen haben am Montag einen Adventskalender für Flüchtlinge an ihrer Schule überreicht. Das Projekt ist Teil zahlreicher weiterer Kennenlern- und Hilfsangebote dort. Ihr größter Erfolg: Die Projekte scheinen nicht an der Tür zum Klassenzimmer zu enden.

Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch am Montagmorgen bei einem Treffen von rund 25 Flüchtlingen und ebenso vielen regulären Schülern der Droste-Hülshoff-Schule im Musikzimmer der Berufschule im Häfler Osten. Die Schülerinnen Ceren Yücel und Elisa Wirsum, beide 18 Jahre alt, stehen vor knapp 50 Altersgenossen und erklären den Sinn des Zusammentreffens: Anhand von Steckbriefen der jungen Flüchtlinge, die an ihrer Schule die sogenannte VABO-Klasse besuchen, haben sie sich einen Adventskalender ausgedacht. Für jeden der 25 Syrer, Afghanen und Co. an den Schulbänken gibt es darin ein Säckchen mit einem jeweils individuell ausgesuchten Geschenk. Ein Basketball für einen sportbegeisterten jungen Mann steckt zum Beispiel dort drin.

"Ich habe nichts verstanden"

Doch das soll an diesem Tag noch niemand wissen. Dass also beim Adventskalender jeden Tag nur ein Türchen – respektive Säckchen – geöffnet werden darf, muss mancher Flüchtling aber erst mal lernen: "Ich habe nichts verstanden", tönt es also aus den Reihen im Musikzimmer.

Viele der Flüchtlinge, die hier sitzen, sind erst seit wenigen Monaten in Deutschland. Sprache ist also noch eine Barriere. Keine dauerhafte, allerdings: So schnell wie das Problem auftaucht, so schnell ist es beseitigt: Mit ein paar Mitschülern als Dolmetscher ist das Konzept "Adventskalender" schnell erklärt. Minuten später halten also 25 Flüchtlinge Steckbriefe ihrer jeweiligen Geschenkepaten in den Händen und wissen, dass sie in den nächsten vier Wochen ein kleines Geschenk erwartet.

Ein Tag wie dieser ist übrigens kein Einzelfall in der Droste-Hülshoff-Schule. Schon mehrmals haben sich Schüler, zum Beispiel aus der zwölften Klasse von Lehrerin Selina Kern, getroffen, um Patenschaften für junge Flüchtlinge zu übernehmen. Da wurden gemeinsam Kürbisse an Halloween geschnitzt oder es wurde im Club Metropol eine Willkommensparty gefeiert – inklusive Heimfahrservice für die neuen Mitschüler und Mitbürger. Künftig soll es auch sogenannte Hausaufgaben-Tandems geben, bei denen jeweils ein deutscher Schüler und ein Flüchtling gemeinsam lernen oder sich auch mal bei ganz alltäglichen Problemen helfen – zum Beispiel beim Ausfüllen wichtiger Formulare.

Dass die Integration der Neuankömmlinge durch diese Angebote verbessert wird, ist am besten zu sehen, wenn man noch ein wenig länger im Musikzimmer der Schule verweilt. Nachdem Adventskalenderprojekt sollen Schüler und Flüchtlinge gemeinsam eine Art Bingo-Spiel lösen und dabei möglichst viele Kontakte knüpfen. Es dauert kaum eine Minute, da wuseln hiesige Schüler und solche aus aller Herren Länder durcheinander, plaudern und witzeln, als würde das schon Ewigkeiten so gehen. "Wir sind richtig viel in Kontakt, auch in den Pausen", sagt Ceren Yücel schließlich. Nur vereinzelt sei es schwierig, persönlichen Kontakt zu den neuen Mitschülern aufzubauen. Sie freut sich schon auf das nächste Projekt ihrer Initiative: "Wir wollen zusammen kochen – natürlich auch syrische Küche."


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