Brechend voll ist der Ludwig-Dürr-Saal am Mittwochabend beim Auftritt von Volker Klüpfel und Michael Kobr auf ihrer "My Klufti"-Tour. Ein lederner Ohrensessel, ein Bauerntisch, Kluftis Trommel vor der Großleinwand im Hintergrund, auf der das Autoren-Duo schon vor Beginn in immer neuen Rollen zu sehen ist. Von weit her sind die Klufti-Fans gekommen, um ihre Kult-Autoren live zu erleben.
Mühelos legen die beiden Allgäuer – der ehemalige Kulturredakteur Klüpfel und der beurlaubte Realschullehrer Kobr – eine zweieinhalbstündige Show hin. 2003 haben sie ihren ersten Kluftinger–Krimi "Milchgeld" veröffentlicht, im vergangenen Jahr ist mit "Grimmbart" der achte und jüngste erschienen. Schon die ersten Lesungen des Duos waren anders: Mit spitzbübischem Lächeln nahmen sich die Schulfreunde gegenseitig auf den Arm, pflaumten sich an. Was spontan wirkte, war in Wirklichkeit genau einstudiert. Doch gerade die scheinbare Spontaneität der frozzelnden Lausbuben machte mächtig Spaß. Man erfuhr viel über den Roman, die Region, in der ihr Kommissar Kluftinger lebt und arbeitet und durfte ihn auch privat erleben.
Zu dick, zu dumm, zu bärtig
In der neuen Show ist vieles anders, professionell durchkalkuliert, mit viel Brimborium garniert. Was früher locker und leicht daherkam, wirkt ausgewalzt. Wieder und wieder ist der eine zu dick und zu dumm, der andere zu bärtig mit zu wenig Haar. "Klufti-TV" führt in veralberte Märchengefilde, die nur am Rande mit dem "Grimmbart"-Roman zu tun haben. Immer noch köstlich ist es, wie die beiden Autoren abwechselnd lesen und in ihre Figuren schlüpfen, miterleben lassen, wie Kluftinger im geliehenen Kleinbus mit recht eindeutig-zweideutigen Stickern die japanischen Schwiegereltern seines Sohnes vom Flughafen abholt, wie er den anderen Schwiegervater in seiner Badewanne vorfindet oder mit Erzfeind Langhammer die Hochzeitsrede einstudiert. Der private Bereich steht diesmal dominant im Mittelpunkt, die Dauerfeindschaft mit dem Nachbarn Langhammer, aber der erfolgreiche Kriminaler bleibt auf der Strecke, bleibt reduziert auf einen liebenswerten Allgäuer Kauz, der mit dem Schießeisen Probleme hat und es seiner Umgebung nicht leicht macht und daher oft ein zustimmendes Nicken der vielen zuhörenden Männer bewirkt.
In früheren Lesungen haben die Autoren diese Figur ernster genommen. Man war gespannt auf den Roman, doch das hält sich diesmal in Grenzen, erschöpft sich in Comedy. Vieles ist allzu durchsichtig, auch die scheinbaren Zuhörerfragen, die sie beantworten, sind nur Vorwand für Werbung, für einen Blick auf den im März erscheinenden Roman "In der ersten Reihe sieht man Meer" – den ersten Nicht-Kluftinger-Roman. Eigentlich verkaufen sich die beiden mit dieser Show unter Wert, und das ist schade, denn unter den regionalen Krimis ist die Kluftinger-Reihe absolute Spitzenklasse.