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"Bedrohlich wirkende Situationen vermeiden"

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Nach den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht gehen wohl viele Menschen mit einem veränderten Sicherheitsgefühl auf die Großveranstaltungen der Fasnet – so mancher vielleicht sogar bewaffnet mit einem Pfefferspray. Im Gespräch mit SZ-Redakteur Gunnar M. Flotow erklärt Michael Schrimpf (Foto: pr), der Leiter des Referats Prävention beim Polizeipräsidium Konstanz, wie man sich gegen Übergriffe schützen kann.

Herr Schrimpf, was hält die Polizei von Pfeffersprays?

Die Polizei hält generell nichts von Waffen, seien es Pfeffersprays, Elektroschocker oder Messer. Diese Waffen können als Gewaltverschärfer wirken, das heißt sie können die Aggressivität des Angreifers steigern oder gegen das Opfer selbst eingesetzt werden. Speziell beim Pfefferspray kommt hinzu, dass man dessen Handhabung ständig üben muss. Die meisten sexuellen Übergriffe geschehen im sozialen Umfeld oder überfallartig. In beiden Fällen nutzt das Pfefferspray nichts, weil es in der Regel aus der Handtasche herausgekramt werden muss. Wir geben deshalb lieber Tipps, die in die Richtung Selbstbehauptungsstrategien gehen.

Selbstverteidigungskurse sollen auch boomen. Gibt es hierfür eine Empfehlung der Polizei?

In der Regel ist die Frau dem Mann körperlich unterlegen. Wir empfehlen einen Selbstverteidigungskurs erst am Ende aller Maßnahmen – und wenn der oder die Betroffene glaubt, dadurch sein subjektives Sicherheitsgefühl steigern zu können. Aber auch hier geht’s in die gleiche Richtung wie bei Waffen: Es braucht ständige Übung, sonst bringt ein Selbstverteidigungskurs nicht viel.

Wie kann ich mich denn – beispielsweise bei oder nach einer Fasnetsveranstaltung – gegen einen Übergriff schützen?

Es gibt kein Patentrezept. Zunächst einmal sollten Sie versuchen, bedrohlich wirkende Situationen zu vermeiden. Gehen Sie nicht alleine nach Hause, sondern benutzen Sie Taxis oder öffentliche Verkehrsmittel. Sie sollten sich in einer Gruppe bewegen, dunkle Ecken meiden oder lieber mal die Straßenseite wechseln. Wenn Sie doch alleine gehen, sollten Sie Selbstbewusstsein ausstrahlen, Präsenz zeigen, nicht gebückt laufen, vielleicht das Handy in die Hand nehmen und mit jemanden telefonieren. Verlassen Sie eine bedrohliche Situation so schnell es geht. Wenn dies nicht möglich ist: Machen Sie auf sich aufmerksam, rufen Sie Freunde oder andere Menschen hinzu. Ganz wichtig: Siezen Sie den Angreifer, schaffen Sie so Distanz. Sie können um Hilfe rufen. Übrigens: Auch Hilferufen muss geübt werden, das ist gar nicht so einfach. Sie können auch einen Taschenalarm benützen, ein kleines Gerät, das extrem anfängt zu pfeifen, wenn Sie einen Stift herausziehen.


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