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Wildernde Hunde reißen Rehe in Obstanlagen

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Jäger Bernd Scheffer aus Fischbach ist besorgt: Im vergangenen Vierteljahr sind in seinem Jagdbezirk Friedrichshafen II drei Rehe gerissen worden. Als Täter hat Scheffer streunende Hunde ausgemacht. Deshalb appelliert er nun an die Hundehalter, sich an die Leinenpflicht zu halten.

"Es war ein schrecklicher Anblick", erinnert sich Scheffer an die Situation im vergangenen Oktober in der Obstplantage im Gebiet Landersberg auf der Gemarkung Fischbach. Beim Näherkommen habe ein Hund, vermutlich ein Pudelpointer, ein Jagd- und Vorstehhund, noch neben dem Kitz gesessen, sei dann aber weggelaufen, erzählt Scheffer. Das Kitz sei schwer verletzt gewesen, habe aber noch gelebt.

Wildernde Hunde

Scheffer hat noch mehr Beispiele aus jüngster Zeit. Einen Monat später mussten Kinder der Bodensee-Schule mit ansehen, wie ein Hund einem Rehbock hinterherjagte, der in Panik in einen Drahtzaun rannte und verendete, berichtet Scheffer.

Und auch der dritte Fall im Dezember ist nicht weniger grausig. Scheffer fand auf seinem Reviergang, wieder im Gebiet Landersberg, in einem Bachbett einen Rehbock mit aufgerissenem Hals.

Dort entdeckte Scheffer im frisch gefallenen Schnee zahlreiche Spuren von Füchsen, aber eben auch von Hunden, die vermutlich ohne Aufsicht unterwegs waren. "Hier sind Hundespuren, bei denen entweder weitab oder überhaupt keine Fußspuren zu erkennen sind", analysiert der Jäger. Wie viele Rehe tatsächlich Opfer von wildernden Hunden werden, lässt sich nicht sagen. Die Polizei erfasst die Zahl der durch Hunde gerissene Wildtiere nicht.

"Die Fälle von streunenden Hunden haben in der letzten Zeit zugenommen", meint jedoch Scheffer, der zusammen mit sieben Jagdkollegen den Jagdbezirk II verwaltet, zu dem Fischbach, Spaltenstein, Riedern, Schnetzenhausen, Jettenhausen, Waggershausen und Allmannsweiler bis Löwental gehören. Das sind rund 870 Hektar.

In diesem Gebiet befinden sich viele Obstplantagen, die das Wild auch als Rückzugsorte nutze, erklärt der Jäger. In freier Wildbahn habe ein Hund zwar in der Regel keine Chance, das Wild zu stellen, aber gerade in Obstanlagen würden die Zäune zur Falle für die flüchtenden Tiere.

Die Polizeiverordnung sieht vor, dass Hunde in der Stadt und in Grün- und Erholungsanlagen an der Leine zu führen sind. Allerdings dürfen die Tiere nach der Verordnung in allen anderen Gebieten frei umherlaufen, wenn der Halter seinen Vierbeiner per Zuruf im Zaum halten kann.

An der Stelle liege die Krux, sagt Scheffer. "Ich spreche während meinen Rundgängen im Revier immer wieder Hundehalter an, die ihre Hunde frei laufen lassen und bekomme dann meistens die Antwort, dass sie doch nichts tun würden." Tatsache sei aber, dass in jedem Hund ein Jagdtrieb stecke. Nehme er einmal Witterung auf, sei es sehr schwer für den Halter, seinen Hund vom Jagen abzuhalten.

Rehe brauchen jetzt Ruhe

Unabhängig davon, ob ein Hund schon einmal ein Wild gerissen hat, appelliert Scheffer an alle Halter, ihre Hunde im Freien anzuleinen. Dies sei vor allem gerade in dieser Jahreszeit besonders wichtig, denn: Nach der Paarungs- oder Blattzeit im Juli/August wird das befruchtete Ei zunächst einmal bis Ende des Jahres in einem Tragsack abgelegt und teilt sich vorerst noch nicht – die sogenannte Ei- und Keimruh.

"Damit hat die Natur eine Möglichkeit geschaffen, die Geburt in eine für die Aufzucht günstige Jahreszeit zu verlegen", erläutert der Jäger. Soll heißen: Im Dezember/Januar beginnt die eigentliche embryonale Entwicklung, weshalb die Muttertiere bis zur Geburt ihrer Kitze im April/Mai besonders viel Ruhe benötigen.


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