Das Internet ist Fluch und Segen zugleich. Für den Volleyballer Alexey Nalobin war es der Schlüssel, um nach Deutschland zu kommen. Genauer gesagt zum VfB Friedrichshafen. Er hat diesen Schritt nie bereut. Der Meister bekommt von ihm sportlich und menschlich Bestnoten.
Es war Anfang 2015 als der russische Mittelblocker auf der VfB-Homepage las, dass beim VfB Nick Vogel den Spitzensport aufgeben musste, weil er Herzprobleme hatte. Zunächst scheiterte der sofortige Wechsel. Es gab Probleme mit dem Visa. Zur neuen Saison klappte es dann. "Ich habe über Jenia Grebennikov (Libero) anfragen lassen, ob der VfB einen Mittelblocker braucht", sagt Nalobin. Eine Woche lang testete der Trainerstab den 26-Jährigen und dann ging es fix.
Seither gehört Alexey Nalobin zu den besten Mittelblockern der Bundesliga. Im Spiel gegen Bühl gelangen ihm sagenhafte 17 Punkte. Mehr hatte keiner. Der 26-Jährige ist ein akribischer Arbeiter und hört gerne die Ratschläge seines Cheftrainers Stelian Moculescu. Auch seine Launen während des Spiels erträgt er stoisch. "Er hat meistens recht, wenn er uns kritisiert", betont der 26-Jährige.
"Jeder erhält eine Chance"
Die Arbeit mit Moculescu und Co-Trainer Bogdan Tanase macht ihm großen Spaß, er schätzt das Professionelle. "Unser Trainer beobachtet dich die ganze Woche und schaut, wie du Situationen löst und wie du mit dem Druck umgehst. Dann stellt er seine Mannschaft auf und jeder, der gut trainiert hat, erhält eine Chance", betont Nalobin. Das sei in Russland bei vielen Klubs anders. "Da genießen die Stars Sonderrechte, trainieren nicht so intensiv wie andere, spielen aber", meint Nalobin. Und auch die Art und Weise, wie sich der VfB um seine Spieler kümmere, sei europäische Spitzenklasse.
In der Grundschule in Tschita, Hauptstadt der Region Transbaikalien an der Transsibirischen Eisenbahn (330 000 Einwohner) in Südostsibirien, wo er geboren wurde, spielte er zunächst Fußball. Sein damaliger Sportlehrer sagte ihm, er habe kein Talent für diesen Sport. "Dann habe ich mit zehn Jahren angefangen, Volleyball zu spielen", sagt Nalobin.
2006 wurde er Profi in der dritten Volleyball-Liga beim russischen Verein Zap GPU-Dinamo in Tschita. Nach einer Station beim Verein Ugra-Samotlor in Nischnewartowsk folgte der Sprung in die erste russische Liga zu VK Kusbass Kemerowo. In der Saison 2015/16 wechselte Nalobin zum VfB Friedrichshafen in die Volleyball-Bundesliga. Bei Kusbass Kemerovo lernte er auch Björn Andrae (spielte dort von 2010 bis 2013) kennen, der ebenfalls beim VfB spielt.
Den Wechsel nach Deutschland hat er nie bereut. Im Gegenteil. "Ich fühle mich in Friedrichshafen sehr wohl, hier passt alles", sagt Nalobin. Der 26-Jährige schätzt auch das ausgewogene Essen in der Kantine des Hauptsponsors ZF. Obwohl seine Lieblingsspeise eine völlig andere ist. Er liebt die mongolischen Teigtaschen mit Hackfleisch und Zwiebeln und zwar gedünstet. Kein Wunder, denn sein Geburtsort Tschita ist nicht weit von der Mongolei entfernt. Wenn er nicht Volleyball spielt, dann liest Nalobin wissenschaftliche Bücher oder schaut gerne im Fernsehen politische Sendungen. "Ich bin ein analytischer Mensch, mache mir über viele Dinge meine Gedanken", meint der 26-Jährige.
Auf dem Parkett ist das anders. Da muss er schnell entscheiden, wie er einen Ball spielt. "Wenn einer zu viel überlegt, macht er Fehler und Fehler sind beim Volleyball nicht gut", betont Nalobin. Mit dem VfB will er diese Saison deutscher Meister werden. "Die Mannschaft hat die Qualität", meint der 26-Jährige. Alexey Nalobin will seinen Teil zum Erfolg beitragen und hart dafür arbeiten.