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Neues Kapitel der Stadtgeschichte

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"Alte und vergangene Gasthöfe in und um Friedrichshafen" heißt das neue Buch des Heimathistorikers Ernst Haller. Das 160 Seiten dicke, mit 220 Abbildungen reich illustrierte Werk beschreibt 78 Gasthöfe, die zwischen Anfang des 19. bis Mitte 20. Jahrhunderts das Bild der noch jungen Stadt Friedrichshafen prägten. "Um 1880 war in der Altstadt bald jedes zweite Haus eine Wirtschaft", sagte Haller bei der Vorstellung des Buchs am Montag, 7. März, im Stadtarchiv.

Was für ein Wirtschaftsleben: Auf etwa 100 Einwohner sei damals etwa ein Gasthaus gekommen. Das Verhältnis zeigt die Bedeutung, sie im sozialen Kontext der aufstrebenden Stadtgesellschaft hatten. Hier wurde nicht nur getrunken und gegessen, hier traf man sich, tauschte Nachrichten aus, hier wurde diskutiert, gestritten, gefeiert und an den Stammtischen Politik gemacht. "Die Geschichte der Gasthäuser ist deshalb im besten Sinne Sozial- und Kulturgeschichte", sagte Oberbürgermeister Andreas Brand. Die Stadt, respektive die Zeppelin-Stiftung, habe deshalb den Druck des Buches im Sinne der Kultur- und Heimatpflege gerne unterstützt.

Mit dem Autor war der Verlag auf der sicheren Seite. Nach der Geschichte der Häfler Fasnet, dem Weinbau, den Mühlen und dem Fischbacher Jubiläumsbuch ist es das fünfte Werk aus der Feder des ehemaligen Messe-Geschäftsführers. "Wenn Sie kommen, brauchen wir nicht viel überlegen", sagte Andreas Gessler. Der Verleger dankte auch Hartmut Semmler vom Stadtarchiv und dem Geschichtsverein Fischbach, die die Herausgabe fachkundig begleiteten.

"Nach jedem Buch habe ich gesagt, jetzt langt’s", aber es sei immer anders gekommen. Auf das Thema Gasthöfe habe ihn ein Leser der Fischbach-Geschichte aufmerksam gemacht. Da habe es doch früher viel mehr gegeben, meinte dieser. Und tatsächlich: Als er im Stadtarchiv nach Unterlagen fragte, habe ihm Semmler ganze Berge von Akten präsentiert, sagte Haller. Der Betrieb einer Gaststätte sei nur mit einer Konzession (Wirtschaftsberechtigung) möglich gewesen, und diese musste bei der damaligen Kreisverwaltung (Oberamt Tettnang) beantragt werden. Weil die Akten ausgelagert waren, haben sie den Krieg heil überstanden und sind jetzt im Stadtarchiv gelandet.

Nicht selten kam es im Zuge der bürokratischen Vorgänge um die Erteilung von Konzessionen zu Verwerfungen und Diskussionen im Bezirksrat und Gemeinderat. Für den Stadthistoriker sind die Protokolle ein attraktives Feld, zumal sich darin Familiengeschichten mit Stadtgeschichte mischen. In jedem Gasthof hat Haller zumindest eine solche Geschichte ausgegraben. Sie machen das Buch zu einer Fundgrube für jeden Häfler. Kostproben hat die Schwäbische Zeitung in den vergangenen Wochen etwa zum "Sternen", zum "Hecht" und zur "Linde" gegeben.

Für den Hobbyhistoriker und Autor war’s trotz einer gewissen Erfahrung in der Geschichtsforschung ein enormer Kraftakt. Seit Frühjahr 2014 habe er an der Wirtshausgeschichte gearbeitet. Einen Tag pro Woche im Archiv, die restlichen Tage zu Hause. Da die Akten bis zur Jahrhundertwende nur in Schreibschrift vorliegen, habe er zum Entziffern oft auf die professionelle Hilfe von Stadtarchivar Semmler zurückgreifen müssen.

Dieser ist über die Aufarbeitung der Wirtshaus-Geschichte dankbar. Es gehe nicht nur um die Geschichte der einzelnen Gasthäuser, vielmehr habe Haller in seinem Buch mehr Licht in die Sozialgeschichte Friedrichshafens gebracht und dadurch auch neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte beigesteuert. OB Brand und Verleger Gessler sind überzeugt, dass die 1250 Exemplare keine Ladenhüter werden. neben den zuweilen recht amüsanten und unterhaltsamen, oft aber auch dramatischen Geschichten um die Gasthäuser zeigen die historischen Bilder viel von dem alten Friedrichshafen.

Öffentliche Vorstellung in Fischbach

Das neue Buch von Ernst Haller wird am Donnerstag, 17. März, um 19 Uhr in der Festhalle in Fischbach vorgestellt. Die Buchbesprechung übernimmt an dem Abend der ehemalige Oberbürgermeister und Wirtschaftsminister Martin Herzog.

"Alte und vergangene Gasthöfe in und um Friedrichshafen" ist im Robert Gessler Verlag in einer Auflage von 1250 Stück erschienen. Das Buch ist zu 19,90 Euro in allen Buchhandlungen zu haben.


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