Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), Regulierung, Digitalisierung, Turbulenzen auf den Finanzmärkten und Rückgang von Gewinnen: Die Banken haben derzeit an vielen Fronten zu kämpfen. Vorstände und Aufsichtsräte der Volksbank Friedrichshafen setzen angesichts dieser Herausforderungen weiter auf Wachstum. Die Vertreter von 11 566 Mitgliedern gaben ihren Spitzen am Montagabend im Foyer der Messe für diese Strategie grünes Licht.
Am Ende waren alle überzeugt, dass "ihre Bank" auf dem richtigen Weg ist. "Wir stehen für Arbeitsplätze in der Region", sagte Vorstand Harald Riehle. Einstimmig sprachen die rund 200 Vertreter Aufsichtsrat und Vorstand das Vertrauen aus. Sie genehmigten auch die Verwendung des Jahresüberschusses, der den Mitgliedern eine Dividende von zwei Prozent auf ihre Geschäftsguthaben beschert. Dazu kommen Bonuszahlungen, die im Durchschnitt weitere zwei Prozent bringen. Die Gesamtausschüttung innerhalb der Vertreterschaft liege bei fünf Prozent und unterstreiche die enge Verbundenheit und die aktive Geschäftstätigkeit der Vertreter, sagte Harald Riehle.
Der Vorstand sprach von einem spannenden und guten Jahr. Das Anlage- und Kreditgeschäft floriere, was der Zuwachs im Kundengeschäftsvolumen von 66 Millionen Euro auf nahezu eine Milliarde Euro im Vergleich zum Vorjahr zeige. Überdurchschnittliche Wachstumsraten habe die Wohnbau- und Investitionsfinanzierung sowie die Vermögensverwaltung gebracht. "In der Bankenvergleichsgruppe Baden-Württemberg nehmen wir einen Spitzenplatz ein", sagte Riehle.
Das Geld der Kunden soll nicht in die Finanzmärkte der Welt, sondern in der Region investiert werden. Diese Geschäftspolitik spiegelt der Anteil von 77 Prozent an Kundenkrediten auf der Aktivseite der Bilanz wider. Auf der Passivseite beträgt der Anteil der Kundeneinlagen 78 Prozent, sagte Vorstand Dirk Bogen. Das Wertpapiergeschäft sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgefahren worden. Trotz 14 Mitbewerbern im Bankensektor in Friedrichshafen bekommen die Volksbank-Vorstände keine kalten Füße.
Nullzinspolitik drückt
"Was uns drückt, sind die Zinsen", sagte Riehle. "Der Zins ist der Preis des Geldes und wenn das nichts mehr wert ist, muss uns das Sorgen machen." Denn damit stehe nicht nur das bisherige Geschäftsmodell der Banken auf dem Spiel. Die wichtigste Ertragssäule im Bankengeschäft breche weg. Während schlecht wirtschaftende Staatshaushalte künstlich aufgepäppelt werden, gehen Sparer leer aus und werden sukzessive enteignet. Die Folgen etwa für die Altersvorsorge seien gravierend. Eine Trendwende sei nicht in Sicht, so Riehle. Die Gewinne der Banken werden deshalb weiter sinken. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzt die Volksbank erneut auf Wachstum.
Dass die genossenschaftlich organisierte Bank das Potenzial dazu hat, bestätigte Oberbürgermeister Andreas Brand den Vertretern. "11 566 Mitglieder können sich nicht irren", so der OB. Die Volksbank sei Arbeitgeber, Steuerzahler und Stifter - solide finanziert und gut geführt, mithin eine stabile Größe in dieser Stadt. Aufsichtsratsvorsitzender Martin Wirth begrüßte auch die Vorstände der Volksbanken Tettnang, Meckenbeuren und Oberteuringen, würdigte die mehr als 100 Jubilare und gedachte der 137 verstorbenen Mitglieder im vergangenen Jahr.