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Häfler Arzt rettet jungen Afrikaner

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Weiter beruflich aktiv sein, etwas Gutes tun und ein Stück von der Welt sehen – dies schildert der Häfler und frühere Oberarzt der Klinik Tettnang, Dr. Sieghard Freising, einer Pressemitteilung zufolge als Motivation für seine Auslandseinsätze in Missionskrankenhäusern, die von den German Rotary Volunteer Doctors (GRVD) unterstützt werden. Sie bezahlen seinen Flug, untergebracht ist er vor Ort im Krankenhaus.

"Auch wenn es selbst im Entwicklungsland EKG- und Röntgengeräte gibt, sind die technischen Möglichkeiten im Vergleich zu deutschen Krankenhäusern sehr viel geringer", berichtet er. Aber nicht immer sind technische Ausstattung und chirurgische Erfahrung allein entscheidend. So hatte der 16-jährige Ernest im ghanaischen Eikwe an der Grenze zur Elfenbeinküste einfach Glück und einen aufmerksamen Schutzengel. "Vom Klinikum Friedrichshafen hatte ich für diesen Auslandseinsatz einen Koffer voller Dinge wie OP-Instrumente, Drainagen und Nahtmaterial bekommen", berichtet Freising. Die Drainagen – sie kosten nur wenige Euro – haben Ernest das Leben gerettet, heißt es in der Mitteilung des Klinikums.

Die Krankengeschichte des 16-Jährigen: Nach Typhus hatte der Junge im Frühjahr 2015 eine Darmperforation. Wegen Komplikationen wurde er bis zur Ankunft Freisings im November mehrmals von einer deutschen Chirurgin im Bauchraum operiert. Auf 31 Kilogramm abgemagert bekam der Jugendliche eine eitrige Lungenfellentzündung mit Pneumothorax. Mangels Drainagen versuchten die Ärzte, die Luft mit Magensonden zwischen der zusammengefallenen linken Lunge und dem Brustkorb abzusaugen. "Die Ärztin bat mich darum, Thoraxdrainagen nach Ghana mitzubringen", so . Freising. "Vom Klinikum Friedrichshafen bekam ich sie, und Ernest konnte schnell geholfen werden." Seine Lunge hat sich wieder entfaltet und bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wog er knapp 40 Kilogramm, ist zu lesen.

Menschen bleiben geduldig

"Inzwischen wiegt Ernset mehr als 60 Kilogramm und kann wieder zur Schule gehen", erzählt der Chirurg. Er möchte nicht hören, dass er dem Jungen das Leben gerettet hat, vielmehr spricht er lieber von einer Kette günstiger Umstände. "Ich brachte einfach zur richtigen Zeit das richtige Material mit." In Ghana haben etwa 90 Prozent der Menschen eine Krankenversicherung, die sie umgerechnet 15 Euro im Jahr kostet.

"Bei stationären Behandlungen müssen sie aber dazuzahlen und das kann sich nicht jeder leisten." Nach wie vor erfolge die Verpflegung der Patienten mit Nahrungsmitteln durch die Angehörigen, die vor dem Krankenhaus auf dem Boden schlafen. Am meisten habe ihn die Geduld der Menschen beeindruckt. "Dass jemand über Wartezeiten klagt kommt hier praktisch nie vor", so sein Eindruck, heißt es abschließend.


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