Im Gebäude Riedleparkstraße 26 hat der Bodenseekreis bis vor kurzem mehrere Flüchtlings-Großfamilien untergebracht. Die wurden jetzt an neue Wohnorte gebracht, um Platz für minderjährige Flüchtlinge zu schaffen, die ohne Begleitung von Eltern nach Deutschland gekommen sind. Doch mancher bedauert den Wegzug der bisherigen Bewohner.
"Im Laufe der Zeit haben sich gute nachbarschaftliche Kontakte entwickelt", schreibt Klaus-Peter Kiefer aus Friedrichshafen in einem Leserbrief an die Schwäbische Zeitung. Darin nennt er die Umnutzung des Gebäudes für sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) eine "völlig unverständliche Entscheidung". Wohl nicht aus Angst vor den neuen Bewohnern, sondern weil dadurch der bestehende "dauerhafte Kontakt" zu dem bisherigen Bewohnern zur Nachbarschaft gestört würde und dies Folgen für das Engagement von Helfern für Flüchtlinge haben könnte.
Kiefer fordert deshalb ein "Überdenken der Situation" durch den Kreis. Eine Rücknahme "der geplanten Maßnahmen wäre ein sehr bemerkenswerter und Respekt verdienender Schritt zugunsten mehr Integrationsbereitschaft der Bürger und deren Vertrauen in die Effizienz der Behörden".
Kreissprecher: Kein Protest
Robert Schwarz, Sprecher des Bodenseekreises, hat sich auf SZ-Anfrage die Vorwürfe und Forderungen Kiefers jetzt genauer angesehen. Grundsätzlich bestätigt er die Situation, dass die Flüchtlingsfamilien in der Riedleparkstraße den minderjährigen Flüchtlingen weichen mussten.
Dies sei aber keinesfalls "abrupt und ohne Vorankündigung" gesehen, sondern lange absehbar gewesen. Demnach hätten die Flüchtlingsfamilien bislang in einer Notunterkunft, teilweise in Hallen wohnen müssen. Die Riedleparkstraße hätte die Möglichkeit geboten, den Familien für begrenzte Zeit praktisch eigene Wohnungen und deutlich bessere Platzverhältnisse mit mehr Privatsphäre anzubieten.
Weil es in der Riedleparkstraße eine Art "Leerlauf" gegeben habe, sei so für die Familien wertvoller Wohnraum für mehrere Monate entstanden. Es habe aber von Beginn an festgestanden, dass dieser nur bis Ende Juli genutzt werden könne, da die Unterkunft dann für die neuen Bewohner zur Verfügung stehen sollte. Daher habe man die Familien nun aus der Riedleparkstraße in reguläre Flüchtlingsunterkünfte umgesiedelt – die meisten in die Gemeinschaftsunterkunft Fallenbrunnen, eine Flüchtlingsfamilie wegen besonderer medizinischer Ansprüche nach Überlingen-Deisendorf.
In beiden Fällen seien die Wohnverhältnisse nun immer noch deutlich besser als in der Notunterkunft, die die Familien zu Beginn ihres Aufenthalts in Deutschland hätten nutzen müssen. Es habe, so Schwarz, deshalb keinerlei Protest der betroffenen Familien gegeben. Im Übrigen hofft Schwarz, dass der Kontakt zwischen Anwohnern der Riedleparkstraße auch in Zukunft erhalten bleibt. Der Weg in den Fallenbrunnen sei von dort weiterhin machbar.