schon bemerkenswert, mit welcher Dynamik sich die Sozialausgaben entwickeln.
Vor fünf Jahren musste der Landkreis noch 74 Millionen Euro zuschießen, um die Ausgaben in diesem Bereich zu decken. 2017 wird er schon mehr als 100 Millionen Euro drauflegen. Das sind gewaltige Summen, die allererst erwirtschaftet werden müssen. Bei einer stabilen und auf Wachstum getrimmten Wirtschaft ist das zu schaffen. Immerhin kommt der Bodenseekreis auch 2017 ohne Kreditaufnahme aus, baut Schulden ab und kann sogar die ausbleibende Ausschüttung der OEW einigermaßen kompensieren. Er profitiert durch die Grunderwerbsteuer von den hohen Grundstückspreisenund könnte sich sogar günstig Geld leihen.
Sorgen macht die seit Jahren anhaltende Entwicklung dennoch, deutet sie doch darauf hin, dass immer mehr Menschen nicht mehr für sich selbst sorgen können und auf Unterstützung angewiesen sind. Die steigenden Kosten haben aktuell zwar auch mit den Flüchtlingen zu tun, deren Integration Gekd kostet und nicht von heute auf morgen zu schaffen ist. Aber auch Einheimische geraten in Lebenslagen, die sie aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen. Das fängt bei der allein erziehenden Mutter an und hört bei einem alten Menschen mit einer Minirente noch lange nicht auf. Wenn ein Handwerker mit seinem Verdienst eine vier- oder fünfköpfige Familie kaum mehr über Wasser halten kann, müssen alle Alarmglocken läuten. Die Lebenshaltungskosten und die Ansprüche steigen in einem Maße, das viele überfordert. Einen zusätzlichen Kostenschub im Sozialhaushalt könnte die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes bringen. Es zielt darauf ab, behinderte Menschen stärker zu integrieren. Ein hehres Ziel, das aber nicht umsonst zu erreichen ist. Wird es so umgesetzt, wie es in der Koalition ausgehandelt wurde, dürften die bisherigen Kostensteigerungen nach Ansicht des Landrats peanuts sein. Spätestens dann wird die Politik Farbe bekennen müssen.
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