Ex-Ratsherr Bernd Ammann treibt es nach Imperia. Er besucht Friedrichshafens Partnerstadt jedoch nicht gewöhnlich, sondern mit seiner Ape. Über die Alpen, durch Schluchten und Täler, über Pässe und Höhen. Und alles mit einer Höchstgeschwindigkeit von 56 Stundenkilometern und dem lauten Knattern seines Dreirads unter dem Sitz. Den ersten Teil seiner Reise hat er bereits in einem bilderreichen Reisetagebuch dokumentiert.
Lesen Sie im folgenden sein Reisetagebuch:
Reisetagebuch FN – Canale – Imperia – Bagnols en Foret – FN 16.06. bis 02.07.2016
Tag 1 FN – Feldkirch ab 17:00 Uhr an 19:40 Uhr 87 km DU 30 km/h
17:00 Noch Gestärkt durch den köstlichen Reisbrei mit Erdbeeren, liebevoll von meiner Gattin gerührt, knatterten Bernhard (BB) und ich (BA) bereits um 17:00 los. Der erste Feierabendstau (B31) wurde durch geschicktes Wenden umfahren. So führte uns die Route über Gutenfurt durchs Hinterland in Richtung Kressbronn. Hier bereits der erste Fahrerwechsel und BB machte sich mit den Tücken der Lenkradschaltung vertraut. Leichter Nieselregen setzte ein. In Bregenz mussten wir die Seitenvorhänge montieren, da sich das Geniesele zu einem rechten Gebiesele entwickelte. Selbst durch die Zähne des Dach Reisverschlusses tröpfelte es ungeniert dem Fahrer ins Genick. 19:40 Waldcamping Feldkirch – Ape verpackt – Imbiss Curry Mc Pomm und Lumpensalat – Halbe Bier – Soweit alles gut. Dann entwickelte sich des Gebiesele stetig zu einem richtigen Gesoiche. Die gute Fee vom Waldcamping bot uns an, doch im Aufenthaltsraum 1. EM zu schauen und 2. zu nächtigen, da man selbst die Hunde heute nicht draußen schlafen lasse.
Wunderbarer Großbildschirm, noch ein Automatenbier und BB verkroch sich dann flugs unter Tisch Nr. 7, während ich die Besenecke neben der Türe bevorzugte. 23:30 Licht aus – Feierabend und gute Nacht.
Tag 2 Feldkirch ab 8:30 Uhr - Laas (TN) an 17:30 Uhr 163(144) km DU 27/25 km/h
5:15 Es goss die ganze Nacht in Strömen – jetzt nur noch Nieselregen. Ich wate zur Ape und setz‘ mir einen kleinen Schwarzen auf. BB zersägt noch die von mir übriggelassenen Baumstämme. Nach den üblichen rituellen Waschungen – einem guten Kaffee mit Croissant – starten wir um halb Neune. Kurzer Einkauf für das Vesper und los geht’s… "Bernd – ich krieg keinen Gang mehr rein…." Anhalten – Motorraum freilegen – linker Schaltzug gerissen! Daran rumgerüttelt – versucht, von Hand einen Gang einzulegen – rechter Schaltzug gerissen. Ich sehe uns schon morgen zu Fuss in die Heimat zurückkehren – die Schwäbische Zeitung titelt: "Ape Überquerung in Feldkirch gescheitert" usw. usw.
Doch - BB, alter Schrauber legt "von Hand am Drehkranz den 2. Gang ein – Ape startet und fährt an. BB stellt fest: "da fehlt ein Befestigungsnippel – ich lauf mal zurück". Ich fahre im 2. an – drehe um und hole BB ein – triumphierend hält er den vermissten Nippel in die Höhe. Rechts eine Werkstatt – "Helfen kann ich nicht – aber fahrt dort rüben – über den Bergen – kurz vor den sieben Zwergen, da ist ein kleiner "Rollerschrauber" von Piaggo. Nehmt den Tunnel, das ist näher. Gesagt getan – Marco’s Scootershop gefunden – " I ha eigentlich kaa Zit – wo fehlt’s eich denn?" Bringt uns 2 extralange Bowdenzüge und fummelt mit uns mehr als eine Stunde an der Calessino rum – bis alles wieder so ist – wie’s sein soll. Er gibt uns noch einen Satz Bowdenzüge mit – Kupplung, Gas und die zugehörigen Nippel – ferner ein Tütchen Handwaschpaste. Und das, obwohl die Özis schmählich verloren haben. Zum Glück nicht gegen uns!
Ape Fahrer dieser Welt – wenn Ihr je mal eine Panne habt, dann nehmt diese in Feldkirch – ich hab’s Marco versprochen, dass ihr alle kommt.
11:20 Abfahrt – mit neuen Schaltzügen – Wetter Klart auf, wunderschöne Fahrt und wunderschöne Rast bei Marienfeld. Garagenfolie und Vorhänge getrocknet. Was will man mehr.
15:09 Ankunft Bahnverladung Vereinatunnel – Alle wollen in der Ape sitzen und sich von Ihren Frauen fotografieren lassen. "Wo kommt Ihr her – wo fahrt Ihr hin, das ist ja super… und und und"
15:20 Ticketschalter. "Ist das ein Auto 34 SFR oder ein Motorrad?" " Wir nennen das in Deutschland eher ein Quad" – Pause – " Hab ich nicht in der Liste, sind sie mit Motorrad einverstanden 21 SFR?" Noch nie waren Bernhard und ich so schnell einer Meinung. Merci vielmols. Wir fuhren auf die Waggons und achteten wie angewiesen darauf – nicht zwischen zwei Waggons stehenzubleiben (da wären wir ob der Fahrzeuglänge eher durchgefallen) und zack auf einmal ging‘s los. Kuhnacht – laut – aber wunderschön. Noch nie bin ich mit meiner Calessino 19 km in 19 Minuten gefahren. Wetter trocken – Autos überholen uns – werden langsamer – Fenster auf – Smartphone raus – wir werden fotografiert. Manche hupen und schimpfen etwas – obwohl doch vor uns alles frei ist. Doch die allermeisten recken den Daumen hoch – winken und grüßen freundlich.
17:30 Ankunft in Laas Camping Bauderhof – Lager aufgeschlagen im Dorf gut gegessen.
23:30 Habe im Aufenthaltsraum noch Bilder sortiert, Reisetagebuch geschrieben – Licht aus – Feierabend – Gute Nacht
Tag 3 Laas ab 9:45 Uhr - Canale an 18:00 Uhr 196 km DU 30,6 km/h
5:30 Was soll ich nur so lange im Zelt? Mich fröstelt – 6°C – Ausser den Zehen tut mir alles weh – BB hat mir verboten ihn zu wecken. Also raus aus dem Zelt – Espresso gekocht – Laptop geschnappt – in den Aufenthaltsraum (angenehme 20° Celsius) und weiter Tagebuch und Bilder ergänzt. 9:45 Nach herrlichem Outdoor Frühstück Abfahrt zu den geplanten 160-170 km nach Cannale. Bundesstrasse nach Meran unvermeidbar – Volles Rohr – 59 bis 63 km/h. (In Wahrheit stresst das aber – da die Angst, daß man übersehen oder geschnitten wird doch latent vorhanden ist.)
13:00 Mittagspause in Margreid – BB: kleines Risotto mit gedünstetem Kopfsalat, war auch klein, BA: Ziegenkäseflan auf gedünstetem Mönchsbart, sehr auskömmlich aber lecker. Etwas weißen Wein und Espresso – die Welt war für mehr als eine Stunde in Ordnung. Wirklich traumhafte Fahrt durchs Etschtal, oberhalb der Haupverkehrstrasse –Klasse. Dann Besuch im "Grappa Dorf" weiß nicht mehr wie das hiess .. etwas verkostet – ja Frau Ammann – aber BB war am Fahren dran – etwas eingekauft in der Distillerie Poli. Starkes Gewitter – es regnet wieder rein – aber drüben reißt’s schon wieder auf. Arco erreicht – ab zum Super Mercato – wir brauchen ja für zwei letzte gemeinsame Tage Verpflegung. Auch BB erweist sich als "Occasione" Käufer, wobei es mir gelang – einen 1,4 kg schweren Oktopus in den Einkaufswagen zu schmuggeln. Ab hier kein Navi mehr, BB kennt sich aus – kleine Bar – mit Handschlag begrüßt und einen äußerst erfrischenden Spritz mit kleinen Häppchen. Ein letztes Mal die schützende Lederkappe (28°C Celsius) aufgesetzt und rauf Richtung Canale. Mindestens 2 "Tornanti" im 3. Gang – ein Traum. Der Gardasee uns zu Füssen – an den Touristen vorbei - die Gasse vom unteren Brunnen hoch zur Casa Guiseppe – Nach 452 km Ziel erreicht. (geplant waren 403 km).
Von wegen Ziel erreicht – BB meint – wenn es regnet – "fahr die Calessino doch in die Vorhalle. "Besen geholt zur Vermessung – müsste – zwar knapp (li. u re. je 2 cm) aber müsste reichen. Im Keller Bretter geholt – BB weist ein – Spiegel einklappen – ich ziele – ich schaffe es!!!! Dass der Tankdeckel übersteht und einen kleinen Span aus dem Türrahmen reißt – die Ecke der Natursteinplatte einen Riss bekommt (wahrscheinlich nicht satt untermörtelt) – was soll’s: Nonnobil steht warm und trocken in der Vorhalle!
Geschafft und da fällt mir ein: Eine gute Freundin hat mir doch zum Abschied zwei kleine Fläschchen Überlebenselixier mitgegeben: 47 Monkeys – die müssen jetzt daran glauben – danke Beate und dann….
Menue: fegato di cognilio con toast, Coppa di majale con Melone, Cognilio con olive verde, patate rosmarino, insalata mista, bibite: marzemino, doppo: grappa ruta. Buon appetito
00:57 spende la luce – buona Notte – a domani
19.06.16 Ape Batteriesäure ausgelaufen, repariert – Bilder von Canale gemacht -Tanken – Insalate di Pulpo. Konstruiert – heute Abend kommt Ruth (Frau von Berhard’s Bruder Mike) – vielleicht spült sie das Geschirr weg.
Morgen alles wieder einpacken – Abfahrt zur nächsten Etappe: Imperia – vengo subito! (wird fortgesetzt)