Vor zwei Jahren hat es um den geplanten Hochwasserschutz entlang der Rotach große Aufregung gegeben: Bürger protestierten gegen die Pläne der Stadtverwaltung Friedrichshafen.
Denn viele Bäume sollten dem Vorhaben zum Opfer fallen. Inzwischen ist es um das Projekt ruhiger geworden, doch hinter den Kulissen gehen die Planungen weiter.
Nach SZ-Informationen führt die Stadtverwaltung derzeit Verhandlungen mit Anwohnern in der Vogelsangstraße. Laut neuen Plänen müssten sie einen Teil ihrer Grundstücke für die Bauarbeiten vorübergehend bereitstellen. Was es mit den Plänen aber konkret auf sich hat, wollte der Erste Bürgermeister Stefan Köhler auf SZ-Anfrage nicht näher erläutern: "Konkrete Informationen zu den Planungen können wir erst dann öffentlich machen, wenn die privatrechtlichen Verhandlungen abgeschlossen sind."
Seit Mai 2014 beschlossene Sache
Nach Abschluss dieser Phase wolle man die Unterlagen veröffentlichen. Die Gespräche würden aber aus Sicht der Stadt gut verlaufen, erklärte Köhler.
Dass der Hochwasserschutz entlang der Rotach kommt, ist bereits seit Mai 2014 beschlossene Sache. Die Rotach soll im Stadtgebiet hochwassersicher ausgebaut werden, die Kosten beliefen sich nach damaligen Planungen auf 7,7 Millionen Euro. Hintergrund ist, dass der baden-württembergische Landtag 2013 ein neues Wassergesetz auf den Weg brachte. Seitdem gilt Friedrichshafen bei einem Jahrhundert-Hochwasser offiziell als Überschwemmungsgebiet. Daraufhin musste die Stadt handeln, sonst müsste sie für einen möglichen Schaden in Millionenhöhe haften. Das Projekt sei unumgänglich, hatte Köhler im Sommer 2014 bei einer Bürgerversammlung gesagt.
Sichtbar passiert ist bislang nichts. Nach Bekanntgabe der Pläne rollte auf die Stadt eine Protestwelle zu, vor allem wegen der geplanten Fällung der Rotach-Bäume. Eine Bürgerinitiative zur Rettung der Bäume rund um Elke Slangen, Karl Heldele und Rose Przybilla sammelte nach eigenen Angaben rund 1500 Unterschriften für den Erhalt der Bäume.
Laut Elke Slangen wandte sich die Initiative mit ihren Einwänden an die Stadt und das Landratsamt. "In Friedrichshafen wird zu viel verdichtet. Wir wollen die Naherholungsgebiete, die wir noch haben, erhalten", bekräftigte sie. Am Montag traf sich die Bürgerinitiative nach längerer Pause wieder zu einer Sitzung. Der Protest sei der richtige Weg, alle Alleebäume sollten erhalten bleiben, forderte Slangen im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung.
Stadt nennt keine Zahlen
Wie viele Bäume, die laut Aussagen der Bürgerinitiative ungefähr 70 Jahre alt sind, dem Hochwasserschutz zum Opfer fallen, ist nach wie vor unklar. 2014 war seitens der Stadt von vielen Bäumen die Rede. Konkrete Zahlen gab es nicht – so auch jetzt nicht. "Abhängig von den Verhandlungen mit den Anrainern schwankt die Zahl der Bäume, die gefällt werden müssen. Eine genaue Zahl steht erst nach Abschluss der Verhandlungen fest. Bei den Alleebäumen wird diese deutlich niedriger ausfallen können als in den ersten, damals noch groben Untersuchungen, erwartet", erläuterte Stefan Köhler.
Flussaufwärts, in Bunkhofen, sieht die Lage anders aus. Dort sammelte Hermann Sutter, der in Bunkhofen wohnt, 400 Unterschriften für einen Hochwasserschutz. Fast der gesamte Ort unterschrieb 2014. "Wenn es zu einem Jahrhundert-Hochwasser kommt, hat hier keiner mehr einen trockenen Keller", sagte Sutter. Der Hochwasserschutz sei nach wie vor Thema, auch weil Grundstücke an Wert verlieren würden, wenn keiner kommt. Sutter ist sich aber im Klaren darüber, dass so ein Projekt Zeit braucht: "Es war abzusehen, dass das zehn Jahren dauern wird."
Im Friedrichshafener Süden sollen die Planungen bis frühestens Ende 2017 abgeschlossen sein. Die Gelder für das Projekt sind erst im Haushalt ab 2020 vorgesehen.