Quantcast
Channel: Stadt Friedrichshafen SeniorenApp Region
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6959

Haldex-Deal: Ex-ZF-Chef Härter verlässt den Aufsichtsrat

$
0
0

Nächster Schritt: Die ZF Friedrichshafen AG hat den Aktionären des schwedischen Bremsenherstellers Haldex offiziell ein Übernahmeangebot vorgelegt. Derweil hat Hans-Georg Härter, bis 2012 ZF-Chef, sein Aufsichtsratsmandat beim Zulieferer vom Bodensee zurückgegeben. Grund: Härter leitet auch den Aufsichtsrat des Haldex-Konkurrenten Knorr-Bremse.

"Diese konsequente Haltung nötigt mir höchsten Respekt ab", sagt der Vorsitzende des ZF-Aufsichtsrates, Giorgio Behr, laut einer Pressemitteilung.

SAF Holland den Wind aus den Segeln genommen

Ebenfalls am Freitag hat ZF mitgeteilt, dass der Konzern nun auch offiziell ein Angebot zur Übernahme von Haldex abgegeben hat. Rund 460 Millionen Euro will der Konzern den Anteilseignern des schwedischen Spezialisten für Lkw-Bremsen und Luftfederungen bezahlen, 100 schwedische Kronen pro Aktie.

Am 4. August hatte ZF den Schritt bereits angekündigt und damit dem fränkischen Zulieferer SAF Holland, der Haldex auch übernehmen wollte, den Wind aus den Segeln genommen. Vor den beiden Angeboten lag der Haldex-Kurs bei etwa 85 Kronen. Nach der Ankündigung von SAF Holland und bald ins Kraut schießenden Spekulationen über einen zweiten Bieter kletterte der Wert des Papiers auf bis zu 109 Kronen. Seit ZF die Karten auf den Tisch gelegt hat, hat sich der Kurs bei etwa 100 Kronen eingependelt.

Weiterer wichtiger Schritt

Das ZF-Angebot, das allen Aktionären zugeschickt wird, ist auch im Internet unter www.zf.com zu finden. Die Anteilseigner haben bis 30. September Zeit, die Offerte anzunehmen. Das Management von Haldex hat sich für die ZF-Übernahme ausgesprochen. Auch Aufsichtsratschef Göran Carlson hat angekündigt, seine Aktien abzugeben. Mit 2506356 Stück im Depot ist er der größte Einzelaktionär von Haldex.

Kommt ZF beim schwedischen Bremsenbauer zum Zug, wäre das für den Konzern ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum kompletten Systemanbieter für Umfelderkennung, Computertechnik und mechanische Umsetzung durch Lenkung, Bremse, Dämpfer und Getriebe in Auto und Lastwagen.

Entscheidung ist "konsequent"

Die Ära Hans-Georg Härter bei ZF ist endgültig Geschichte: Der Ex-Vorstandsvorsitzende hat den Aufsichtsrat verlassen. Weil ZF ein Übernahmeangebot für den Bremsenspezialisten Haldex abgegeben hat, sieht er eine Interessen-Kollision: Härter ist Aufsichtsratsvorsitzender des Haldex-Konkurrenten Knorr-Bremse.

Der Vorsitzende des ZF-Aufsichtsrats, Giorgio Behr, nannte Härters Entscheidung laut einer ZF-Mitteilung "konsequent". "Sie passt zu Hans-Georg Härter, den wir schon zu Zeiten als ZF-Vorstandsvorsitzender als prinzipientreuen Topmanager schätzen gelernt haben." Weiter wird Behr mit den Worten zitiert: "Die jahrzehntelange und vielschichtige Erfahrung von Hans-Georg Härter, der seine komplette Berufslaufbahn in verschiedensten Funktionen bei ZF verbracht hat, wird dem Kontrollorgan des Unternehmens fehlen. Wir danken ihm herzlich für seinen unermüdlichen und selbstlosen Einsatz."

"Verantwortung und Weitsicht"

"Unser Dank und tiefer Respekt gilt Hans-Georg Härter für seine unternehmerische Verantwortung und strategische Weitsicht", sagt Oberbürgermeister Andreas Brand für die beiden Aktionäre, Zeppelin-Stiftung und Dr.-Jürgen-und-Irmgard-Ulderup-Stiftung. "Seine Arbeit und Unterstützung im Aufsichtsrat waren für unsere ZF äußerst wertvoll."

"Der Rückzug aus dem ZF-Aufsichtsrat fällt mir schwer, aber die Konkurrenzsituation von Knorr-Bremse und Haldex ließ mir keine andere Wahl", kommentiert Härter selbst laut Unternehmen das Niederlegen seines Mandats. "Bei Knorr-Bremse bin ich als Aufsichtsratschef in größerer Verantwortung und der Gestaltungsspielraum ist größer. Dennoch habe ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, schließlich kann ich künftig die Entwicklung ‚meines‘ Unternehmens und die Umsetzung der Unternehmensstrategie ‚ZF 2025‘ nicht mehr aus der Perspektive des Aufsichtsratsmitglieds verfolgen."

Karrierestart in Passau

Der 1945 in Bensheim geborene Härter hat Maschinenschlosser gelernt und sich zum technischen Betriebswirt weitergebildet. 1973 startete er seine Karriere bei ZF in Passau. 1991 wurde er Mitglied, 1994 Vorsitzender der Geschäftsführung der ZF Passau GmbH.

2002 wechselte er als Vorstandsvorsitzender zur ZF Sachs AG nach Schweinfurt. 2006 wurde er Vorstandsmitglied der ZF Friedrichshafen AG. Von Januar 2007 bis April 2012 war er Vorstandsvorsitzender.

Mit seinem Wechsel in den Ruhestand übernahm Stefan Sommer die Leitung der Konzerns. In Härters Zeit an Spitze der ZF fällt die schwere Krise 2008/2009, die ohne Personalabbau bei der Stammbelegschaft in Deutschland bewältigt wurde und die Verschmelzung aller deutschen ZF-Gesellschaften auf die ZF Friedrichshafen AG.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 6959